Hi-Res, SoundID, LDAC und ANC klingen vielversprechend. Wie die 1More EVO tatsächlich klingen und sich allgemein in der Praxis schlagen erfahrt im folgenden Review.
Inhaltsverzeichnis
Technische Daten
Die technischen Daten offenbaren eine umfangreiche Ausstattung
Treiber | 10mm Dynamic Driver + Balanced Armature |
Frequenz | 20 Hz – 40kHz |
Bluetooth Version | 5.2 |
Codecs | SBC, AAC, LDAC |
Akku-Laufzeit | ohne ANC bis zu 28 Stunden insgesamt bis zu 8 Stunden pro Ladung mit ANC bis zu 20 Stunden insgesamt bis zu 5.5 Stunden pro Ladung |
Ladezeit | 1 Stunde (In-Ears) 2 Stunden (Ladecase) |
Sonstiges | -IPX4 (Ohrhörer) -adaptive ANC -Transparenzmodus -SoundID -Trageerkennung -Multipoint -Hi-Res |
Preis | Preis nicht verfügbar |
Verpackung und Lieferumfang
Der Karton mit magnetischem Deckel macht schonmal neugierig und weckt Erwartungen durch die Konzeptzeichnungen. Die In-Ears warten im Ladecase, dass sich hinter einem transparenten Deckel befindet. Das Zubehör ist in kleinen Pappschachteln untergebracht und eher übersichtlich.
Es gibt vier Silikon-Aufsätze in verschiedenen Größen, die lose in einem Tütchen liegen. Dazu ein USB-A- auf USB-C-Ladekabel, das auch unnötig in einem Tütchen verpackt ist. Ein Handbuch und ein Aufkleber sind ebenfalls zu finden.
Design und Verarbeitung der 1More Evo
Das Transport- beziehungsweise Ladecase wird durch einen rosé-goldenen 1More Schriftzug auf dem Deckel geziert. Es besteht aus pulverbeschichtetem Aluminium, die abgeflachte Standfläche ist gummiert. Auf der Vorderseite gibt es zentral eine Status-LED, auf der Rückseite den roten USB-C Anschluss zum Aufladen.
Eine ausgeprägte Kante unter dem Deckel erhöht die Griffigkeit beim Öffnen. Positiv anzumerken ist, dass der Deckel sehr festsitzt und nahezu kein Spiel hat. Das war bei sämtlichen anderen von mir getesteten In-Ears anders. Aber man muss die Kirche im Dorf lassen, es ist nur ein Ladecase, aber zugegeben hochwertig gemacht.
Klappt man es auf und wirft erstmals den Blick auf die 1More Evo In-Ears, muss man ebenfalls zugestehen, dass diese ein sehr schönes Design haben. Die Kombinationen aus der Hochglanzfläche mit dem dezenten sichtbaren Herstellerlogo und dem rosé-golden Ring ist sehr gelungen.
Kuhlen an den Seite der In-Ears erleichtert das Herausnehmen der mit festen Magneten fixierten Ohrhörer. Zwischen den In-Ears ist noch ein Button versteckt, der dem Pairing dient. Ansonsten werden die In-Ears über die Touchflächen oder die App gesteuert, dazu später mehr.
Die ovale, etwas klobige Form erinnert an Kandidaten wie die Creative Outlier oder EarFun Free 2, die Optik erscheint aber ungleich hochwertiger. Haptisch gibt es kaum einen Unterschied, was überhaupt nicht negativ gemeint ist. Es sind halt Kunststoffteile die sauber, ohne grobe Kanten zusammengefügt wurden. Unscheinbare weiße LEDs zeigen den Lade- oder Kopplungszustand an.
Sechs Mikrofone sind an den Außenseiten, Innenseiten und am unteren Rand integriert und kümmern sich um Sprachaufzeichnung und die ANC-Funktion. Auffällig ist, dass die Ohrhörer stark magnetisch sind und ständig den Kontakt zueinander suchen. Die 1More Evo sind nach IPX4 gegen „allseitiges Spritzwasser“ geschützt, das Ladecase aber nicht.
Tragekomfort
Die 5.7 Gramm schweren/leichten In-Ears passten mit den ab Werk aufgesetzten Silikonstöpseln bereits gut in meine Ohren. Da sie durch den dicken Korpus etwas herausstehen, war das Tragegefühl aber nicht sicher genug. Zwar fielen sie nicht heraus, doch beim Joggen/Radfahren fühlte es noch nicht richtig an. Der Wechsel auf die nächstgrößeren brachte den gewünschte Halt (und auch der Klang wurde voller).
Auch auf Dauer sind die 1More Evo sehr bequem, schmerzen oder drücken nicht. Wären sie noch etwas flacher könnte man sogar einigermaßen bequem auf der Seite liegen. Die passive Abschirmung ist klar wahrnehmbar, die Umgebung bleibt aber verständlich. Geräusche wie PC-Lüfter werden reduziert.
Funktionen
Die 1More Evo unterstützen Bluetooth 5.2 und neben den Codecs SBC, AAC auch LDAC. Mit Bluetooth-Multipoint ist es außerdem möglich zwei Geräte gleichzeitig zu koppeln und zwischen diesen zu wechseln. Die Funktion muss jedoch in einem verstecken Menü „experimentelle Eigenschaften“ erstmal aktiviert werden, was irgendwie nach Beta klingt.
Die Reichweite ist mit 10 Metern angegeben, was für das freie Feld auch ungefähr hinkommt. Im Garten kamen bei 9 Metern erste Aussetzer.
Bedienung und App
Die Evo-Ohrstöpsel setzen auf eine Mischung aus App- und Sensorsteuerung. Die Sensorflächen kennen die drei Gesten langes Drücken, zweimal und dreimal Tippen. Dem langen Drücken ist fest die Umschaltung des ANC-Modus (Aus, An und Transparenz-Modus) vorbehalten. Die verschiedenen Abstufung von ANC lassen sich aber nur über die App Steuern.
Dem zwei- und dreimaligen Tippen lassen sich über die App die Funktionen Play/Pause, Titelsprung, Lautstärkesteuerung und Sprachassistent zuweisen. Da ich die ersten drei gerne immer Griffbereit habe, fehlt mir hier eine.
Die Sensoren haben stets zuverlässig reagiert, das Feedback ist jedoch schlecht. Beim Umschalten des ANC-Modus wird ein nichtssagender Signalton statt einer Sprachansage gespielt. BeimErreichen des maximalen Pegels wäre ebenfalls ein Hinweise nützlich.
Trageerkennung
Die Trageerkennung pausiert und startet die Wiedergabe, wenn man die In-Ears ins Ohr steckt, beziehungsweise herausnimmt. In der Testphase funktionierte dies steht zuverlässig. Auch hier ist über die App eine Anpassung möglich.
So kann die Trageerkennung deaktiviert oder nur für die automatische Pause ausgewählt werden, damit nicht immer gleich ungewollt die Wiedergabe losgeht.
ANC und Transparenzmodus
Die aktive Geräuschunterdrückung der 1More Evo kann in vier Stufen gewählt werden, allerdings nur über die 1More Music App. Zur Auswahl stehen Stark, Schwach , WNR und Adaptiv.
Auf der stärksten Stufe sollen die Evo bis zu 42 dB unterdrücken. Tatsächlich ist der Unterschied zwischen „Stark“ und „Schwach“ klar hörbar. „Stark“ unterdrückt Geräusche effektiv und lässt nur noch hohe Frequenzen durch. So wird zum Beispiel das Tippen auf eine mechanischen Tastatur leiser, aber hohl vom Klang. Lüfter, Staubsauger und Verkehr werden extrem leise. „Schwach“ schluckt hörbar weniger Geräusche, bleibt aber natürlicher. „WNR“ unterdrückt Nebengeräusche durch Wind, ist sonst in Sachen ANC aber dezent.
Das adaptive ANC passt die ANC Leistung an die Umgebung an. Im Allgemeinen klappt das gut, wir haben doch immer wieder Fälle gehabt, wo ein Dröhnen an das Ohr weitergeleitet wurden. Sehr auffällig war das bei männlichen Stimmen aus den Lautsprechern des Fernsehers.
Alle ANC-Modi haben leider ein deutlich hörbares Grundrauschen gemein. Bei Hörbüchern oder leisen Passagen empfand ich das schon als störend.
Der Transparenzmodus arbeitet ebenfalls sehr effektiv. Es klingt zwar nicht „schön“ aber eben deutlich. Auch hier gibt es zwei Modi, einmal mit Fokus auf die Umgebung, einmal auf Stimmen. Der Unterschied muss aber schon im direkten A/B-Vergleich festgestellt werden. Der Stimmenmodus betont etwas die oberen Mitten und erscheint heller.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit entspricht grob den Angaben von 1More. Nach ungefähr 7 Stunden und 20 Minuten (ohne ANC, mittlere Lautstärke) war der integrierte Akku erschöpft und nach 55 Minuten wurden wieder 100% angezeigt. Nach nicht ganz zweieinhalb Aufladungen war dann auch der Akku des Ladecase erschöpft.
Die insgesamt 28 Stunden ohne und 20 Stunden mit ANC kann man also erfüllt ansehen. Damit stellt die Laufzeit keine Rekorde auf, ist aber ordentlich. Außer über USB wird auch QI zum Aufladen unterstützt.
Klang
Die Beurteilung findet wie immer rein subjektiv statt mit dem persönlichen Höreindruck und Präferenzen.
1More wirbt damit, dass der Klang der 10-mm-Treiber (Dynamic Driver), der um einen Balanced-Armature-Treiber für den Hochton ergänzt wird, von Luca Bignardi abgestimmt wurde und sich mit Sonarworks SoundID per 1More App zusätzlich auf die eigene Bedürfnisse anpassen lässt. Zunächst aber die Bewertung des Klangs wie er aus der Verpackung kommt.
Sehr wichtig ist der korrekte Silikonaufsatz, da sonst Volumen verloren geht. Im Vergleich zu vielen anderen In-Ears wie die Flybuds C1 ist der Oberbass weniger betont, punktet aber mit Präzision. Für einen ansprechenden Tiefbass können die 1More auch richtig tief runter gehen. Freunde starker Badewannenabstimmung kann das, auch wegen der präsenten Mitten vielleicht zu wenig Fun-Faktor sein. Qualitativ überzeugt der Bass jedoch durch Tiefe und Härte.
Die Mitten werden klar und schön differenziert dargestellt. Auch mit komplexen Song und wenn viel los ist, sind die Evos nicht überfordert. Im Gegenteil! Die räumliche Wirkung entfaltet sich dann erst so richtig. Die Darstellung von Vocals ist hervorragend.
Über die Höhen kann man sich streiten, denn diese scheinen in einigen Bereichen schwächer ausgeprägt (oder ich mag diese einfach besonders scharf). Es hat den Vorteil, dass sie eher weich sind und auch bei hohen Lautstärken nicht schrill werden. Auch Zischlaute sind kein ernstes Thema und so werden die 1More Evo eben auch niemals anstrengend.
Auf der anderen Seite fehlt es mir leider etwas an der letzten Klarheit und filigranen Details. Das Klangbild ist dann manchmal belegt und nicht so brillant wie ich es mag – Kritik auf höchstem Niveau. Einen Equalizer gibt es nicht. SoundID kann das ansatzweise ausgleichen hat aber auch seine Tücken.
Kommen wir auf konkrete Songs als Beispiel zu sprechen. So waren Lieder wie Ben Howard – Old Pine oder Jules Ahoi – Robinson Crusoe und auch Hurt Somebody – Dierks Bentley wirklich ein Genuss. Auch Mr. Jack – System of a Down hat mich mitgerissen. Dagegen fehlte mir bei Bonnie & Clyde – Die Toten Hosen oder dem poppigen Speechless – Robin Schulz etwas der Pepp, gerade nach oben.
Die maximale Lautstärke geht so hoch, dass es auf Dauer sicher nicht mehr gesund ist. Erst auf der maximale Stufe scheppert es dann auch mal aus den Treibern. Für seltene Fälle, wo man es mal richtig laut will, wäre eine Stufe mehr aber dennoch schön gewesen.
SoundID – von genial bis störend
SoundID ermöglicht es den Klang auf die eigene Bedürfnisse abzustimmen. Anders als mit einem Equalizer hebt man hier nicht selbst bestimmte Frequenzen an – was ich gerne getan hätte – sondern wählt anhand eines der Musik-Samples mit A/B-Vergleichen welche Variante einem am besten gefällt. Die App spielt dabei eine ganze Reihe von Möglichkeiten vor und man entscheidet sich für die eine oder andere. Am Ende wir einem das persönliche Klangprofil erstellt.
Was dabei rumkommt ist das berühmte zweischneidige Schwert. Ich habe mich immer wieder durch die Soundsamples gehört und rumprobiert. Wurde anhand des rockigen Gitarrenriff-Samples die Vorblieben eingestellt, klangen entsprechende Songs wirklich spaßiger und der Pepp war da. Für andere Genres (beispielsweise elektronische Popmusik) war eben dieses SoundID Profil dann aber überhaupt nicht tauglich und hat den Klang stark verfälscht, meist mit zu viel Bass.
Leider hat man lediglich die Möglichkeit ein Profil anzulegen, welches immer überschrieben wird. Auch dann besteht nur die Wahl zwischen An und Aus. Auch bekommt man keine Informationen darüber was SoundID anpasst, noch kann man sein Profil nachträglich anpassen. Stattdessen muss man sich erneut durch das Sample hören.
Wer immer nur ein Genre hört, kann damit sicher gut leben und den Klang aufwerten. Für mich als Querbeet-Hörer war das perfekte Profil nicht zu finden, so dass „Off“ die einzige richtige Einstellung war.
Weitere Funktionen der App
Die 1More App übernimmt auch die Firmware Aktualisierung (unser Test fand mit V1.0.0 statt). Dazu gibt es „Beruhigende Klänge“ in Form von Wellenrauschen, Regen, Feuerprasseln und so weiter. Mir haben weder Qualität noch die kurze Dauer zugesagt. Alle 7-8 Sekunden gibt es einen kurzen störenden Aussetzer.
Versteckt in den Optionen findet sich auch noch eine „Burn-In“ Funktion. Diese habe ich aufgrund der angegeben Dauer nicht genutzt.
Die Übersetzung der dazugehörigen Erklärung ist abenteuerlich bis amüsant. Die In-Ears habe ich stattdessen eine Woche mit Musik einspielen lassen.
Fazit
Für den aufgerufen Preis sind die Erwartungen hoch, die die 1More Evo meist auch erfüllen können, teilweise aber auch Eigenschaften mitbringen, die den Eindruck etwas schmälern.
Der Klang kann bei vielen Songs überzeugen. Guter, präzisen Bass und die sauberen Mitten sowie die Räumlichkeit laden zum Abtauchen ein. Nur bei den Höhen fehlt manchmal was. Das SoundID Feature hat einerseits Potenzial, aber eben auch deutliche Nachteile, wenn man quer durch alle Genres unterwegs ist.
Auch die ANC-Leistung ist bei der Effektivität kaum zu bemängeln. Spätestens im starken Modus arbeitet ANC richtig gut. Das hörbare Rauschen stört jedoch. Der sonstige Funktionsumfang kann sich mit guter Trageerkennung, deutlichem Transparency-Mode und der zuverlässigen Bedienflächen genau so sehen lassen, wie das schöne Design und wertige Ladecase.
Bei einigen Dingen ist man jedoch zu sehr auf die nicht immer elegante App angewiesen, etwa bei den ANC Modi. Auch dass man nur zwei Gesten konfigurieren kann ist schade.
Insgesamt sind die 1More Evo sehr gute In-Ears, die viele Funktionen und Qualitäten haben. Bei viel Gemecker wohl mit die Besten, die ich bisher hatte. Zum aufgerufenen Preis könnten sie im Detail aber noch optimiert werden und sich auch gern deutlicher von günstiger Konkurrenz absetzen! Allerdings gibt es zum Verkaufsstart noch einen Rabatt!
positiv
- differenzierter, ansprechender Klang (besonders Mitten und Bass)
- gute räumliche Darstellung
- effektives ANC
- Transparenzmodus
- zuverlässige Trageerkennung (abstellbar)
- guter Tragekomfort
- Laden per USB und QI möglich
- robustes Ladecase
- SoundID kann klangliche Vorteile bringen
negativ
- manchmal schwache Höhen
- Rauschen im ANC-Modus
- SoundID kann Klang stark verfälschen
- kein EQ
- anderen ANC-Modi nur per App verfügbar
Wir haben das Produkt vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.