Die 1More PistonBuds Pro Q30 warten mit 10-mm-Treibern, ANC, Spatial Audio und Trageerkennung auf. Wie gut sich die eher preiswerten In-Ears schlagen schauen wir in diesem Test.
Inhaltsverzeichnis
Technische Daten
Gewicht (einzeln) | 4.6 g |
Gewicht Case | 34.8 g |
Größe (einzeln) | 21 x 26 x 29 mm |
Größe Case | 24 x 43 x 62 mm |
Laufzeit pro Ladung | 5 Stunden (ANC an) 7.5 Stunden (ANC aus) |
Laufzeit insgesamt | 30 Stunden (ANC aus) 20 Stunden (ANC an) |
Ladezeit (Hörer) | 1 Stunde |
Ladezeit Case | 2 Stunden |
Bluetooth | 5.3 |
Codec | SBC, AAC |
Sonstiges | -ANC -Trageerkennung -anpassbar via App -Spatial -IPX5 |
Preis | Amazon.de: € 49,99* |
Lieferumfang
Mit zwei weiteren Paar Silikon-Tips gibt es eine minimale zusätzliche Auswahl an weiteren Größen. Man findet außerdem eine Anleitung und ein kurzes USB-C-Ladekabel im dem ansprechenden Karton.
Design und Verarbeitung
Das schmale, aber hohe Ladecase besteht zum großen Teil aus matten Kunststoff mit glänzender Oberseite. Haptisch macht es einen unspektakulären Eindruck. Der Deckel öffnet sich leicht, aber nicht zu leicht und sitzt zumindest bisher mit nur wenig Spiel.
Vorn zeigt eine kleine LED beim Öffnen den ungefähren Akkustand an. Der Ladeport sitzt an der Unterseite, so dass das Case beim Aufladen liegen muss. Kabelloses Laden wird nicht unterstützt.
Klappt man das Case auf wird sofort die Verbindung hergestellt, bzw. die Kopplung gestartet. Die PistonBuds Pro Q30 sitzen durch die kleinen Magnete fest im Case und müssen zum Herausnehmen gezielt an den kleinen silbernen Enden gegriffen werden, da man sie sonst kaum herausbekommt. Mit sehr großen Fingern könnte das durchaus etwas Gefummel sein, ich hab damit keine Probleme.
Die Buds sind nahezu ganz in weißen, glänzendem Plastik gefertigt mit Ausnahme des silbernen Abschlusses. Sie fassen sich nicht besonders an, zeigen aber keine Mängel. Übergange am Gehäuse sind minimal.
Dank IPX5 (In-Ears) sollte auch ein überraschender Regenschauer kein Problem sein.
Tragekomfort und Bedienung
Hat man die PistonBuds Pro Q30 aus dem Case geholt bietet die kleinen Stängel natürlich Vorteile bei der Handhabung, da man sie gezielt halten und einsetzen kann, ohne die Touchflächen zu berühren. Durch das Design lassen sie sich auch gut nachträglich im Ohr ausrichten und man findet auch schnell die passende Position. Dann sitzen sie unauffällig und sicher genug für Bewegungen. Es traten weder Schmerzen, Druckgefühle noch ein zu lockerer Sitz auf. Auch bei einer (sehr) kurzen Joggingrunde saßen sie bei mir sicher. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich je nach Ohr aufgrund der Form aber lockern könnten.
Auch die Bedienung lässt sich gezielt durchführen. In kurzer Zeit war die korrekte Position, die durch eine kleine Erhebung auch spürbar ist, verinnerlicht.
Was das Bedienschema angeht so trifft 1More hier noch immer nicht meine Präferenzen. Man hat drei Gesten: Doppel-Tipp, Dreifach-Tipp und Halten. Es gibt also kein einfaches Tippen. Der Vorteil ist, dass so ungewollte Eingaben noch seltener sind, der Nachteil, dass man weniger Gesten hat.
Standardmäßig führt der Doppeltipp Play/Pause aus oder nimmt Anrufe entgegen. Dreifaches Tippen ruft den Sprachassistenten auf und gedrückt halten wird zum Durchschalten der ANC-Modi (AN, Transparenz, AUS) genutzt. Eine Lautstärkekontrolle gibt es also erst mal nicht.
Die Funktionen fürs mehrfache Tippen lassen sich in der App umlegen, so dass man hier auch die Audio-Steuerung wie Lautstärke und Track wechseln nutzen kann. Mit nur zwei Gesten muss man Abwägen, was einem wichtig ist. Mit Track vor/Zurück, Lauter/leiser wären diese bereits ausgereizt und man keinen Zugriff auf den Sprachassistenten oder Play/Pause.
Es gibt jedoch eine Trageerkennung, die Play/Pause zumindest teilweise ersetzt, sich aber auch abschalten oder sich auf das Pausieren begrenzen lässt.
Akkulaufzeit
Mit ANC liegt die Laufzeit auf dem Papier bei „nur“ 5 Stunden. Ohne ANC sind es immerhin 50% mehr und man soll auf bis zu 7.5 Stunden kommen.
Die Laufzeit hängt natürlich auch von der Benutzung und der Lautstärke ab. Bei grob halber Lautstärke spielten die PistonBuds Pro Q30 hier ohne ANC und anderen Funktionen aber nur knapp unter 7 Stunden. Gestartet wurde die Wiedergabe um kurz nach 11 Uhr und zwischen 17.45 und 17.55 Uhr schalteten sie ab. Zunächst fiel die Akkuanzeige nur um etwa 10% pro Stunde, was auf eine gute Laufzeit hoffen lies, dann aber ging es deutlich schneller zur Neige. Die App hängt bei der Akkustandanzeige etwas hinterher. Als in der Bluetooth-Übersicht bereits nur noch 20% angezeigt wurden, standen in der App 40/50%.
Rekordverdächtig ist das für In-Ears ohne hochauflösenden Codec also nicht, geht aber in Ordnung.
Die ANC-Laufzeit lässt sich nicht mal eben so nebenbei überprüfen in dem die Ohrhörer beiseite gelegt werden, da die Q30 das ANC-Feature deaktivieren, wenn sich nicht eingesetzt sind. Aber auch hier sollte man wohl etwas von der Angabe auf der Verpackung abziehen.
App
Die 1More App gibt viele Einstellmöglichkeiten, die die PistonBuds Q30 spürbar aufwerten und damit leider fast schon ein Muss ist, um die In-Ears auszureizen. Hier kann auf der Startseite der Akkustand von Hörern und Case eingesehen werden und direkt der ANC-Modus und dessen Stärke ausgewählt werden.
Die Intelligente Wiedergabe (Trageerkennung) lässt sich ebenfalls ändern. Genauso wie das Eingabeschema der zwei Gesten.
Hinter der „professionellen Abstimmung“ verbirgt sich ein 10-Band-EQ und Presets wie „Bass-Anhebung“, „Studio“, „Pop“ und so weiter. Mit „“Räumliches Audio“ wird Spatial aktiviert. Die Option „Niedrige Latenz“ erklärt sich von selbst.
Ist nur ein Hörer verbunden gibt es keinen Zugriff auf die Features Equalizer, räumliches Audio und ANC.
Klang
Die Klangbewertung ist wie immer sehr subjektiv.
Wie betrachten die Standardeinstellung ohne die Equalizer-Presets.
Im Bassbereich erzielen die Q30 eine respektable Leistung. Der Bass ist betont und geht tief. Pop und Hip-Hop klingen angenehm kraftvoll, manchmal aber etwas „dick“. Sicher ist das Geschmackssache. Wo es der eine etwas weniger mag, kann der andere kaum genug Bass im Ohr haben. Insgesamt ist die klangliche Vorstellung für den Preis aber wirklich nicht zu verachten und gute Begleiter für den Alltag. Auch Hörspiele hören sich angenehm. ANC wirkt sich auf den Klang aus: Mit ANC bekommt der Klang teilweise mehr Energie und auch eine andere Tiefe, der Einfluss ist je nach Track schwer zu beschreiben und subjektiv mal mehr und mal weniger ausgeprägt.
Die Abstimmung kann mit dem EQ angepasst werden. Die vordefinierten Presets sind für meinen Geschmack oft zu stark, können aber Orientierung bei der eigenen Anpassung geben und laden zum Experimentieren ein.
Ergänzend ein Blick auf die Messung des Frequenzverlaufs. Hier erneut der Hinweis, dass das verwendete miniDSP EARS Messgerät kein IEEE-standardisierter Ohrsimulator ist und lediglich den subjektiven Eindruck ergänzen und Unterschiede darstellen soll.
Mit aktiviertem ANC sehen wir einen veränderten Frequenzverlauf.
ANC
Zunächst muss man bei ANC sagen, dass alle Stufen ein doch hörbares Grundrauschen haben, das zum Teil Außengeräusche überlagert, aber eben auch selbst stören kann. Die stärkste Stufe filtert tiefe Geräusche und Anteile hörbar heraus. Ein Unterschied zur schwachen Stufe ist in der Wirkung hörbar. Adaptiv verhält sich von der Intensität subjektiv empfunden eher wie die starke Stufe. WNR dämpft Windgeräusche, die gerade bei den anderen ANC-Stufen schneller hörbar werden.
Der Transparenzmodus erfüllt seinen Zweck. Auch hier rauscht es und er gehört nicht zu den effektivsten. Zudem Rauschen war stets ein unterschwelliges leises Pfeifen hörbar, das nicht auf ein Umgebungsgeräusch zurückgeführt werden konnte.
1More setzt statt einer klaren Ansage zu dem aktiven ANC-Modus leider weiterhin auf die ungreifbaren akustischen Signale. Die ANC-Stärke lässt sich nur per App umschalten.
Fazit
In Bezug auf den Klang haben die 1More PistonBuds Pro Q30 in Anbetracht der Preisklasse gefallen und das ist erstmal, neben dem ebenfalls angenehmen Tragegefühl, ein ganz wesentlicher Punkt. Etwas weniger überzeugen konnte das Handling. Zwar sind die Touchflächen gut bedienbar und ungewollte Bedienungen waren hier kaum ein Thema, aber das Bedienschema ist mit drei Gesten, von denen nur zwei via App konfigurierbar sind, schnell ausgereizt. ANC lässt sich nur über die App detailliert anpassen, rauscht hörbar und akustisch könnte es hier eindeutigere Statusmeldungen geben.
Für die Preisklasse nicht selbstverständlich ist sicher die Trageerkennung, die auch das Bedienschema erweitert, wenn man sie nicht deaktiviert. Positiv zu erwähnen ist auch die Möglichkeit der Klanganpassungen mittels Equalizer und Spatial. Auf hochauflösende Codecs muss man hingegen verzichten, dafür gibt es einen Low-Latency-Modus. Die Akkulaufzeit ist OK, auch wenn wir nicht die Angabe des Herstellers erreichen konnten. Wer aber nicht zig Stunden am Stück durchhören will, sollte damit auskommen.
Trotz Kritikpunkte wird für eine UVP von ca. 55€ doch einiges an Funktion geboten.
Wir haben das Produkt vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.