Klein und Luftig! Kaum ein Gehäuse vereint diese beiden Eigenschaften so offensichtlich wie das ssupd Meshlicious, das in der vorliegenden Full-Mesh-Version vier offene Gitter-Seiten mitbringt. Wir haben den Zwerg getestet.
Inhaltsverzeichnis
Verpackung und Lieferumfang
Der Karton ist klein und schlicht, das Gehäuse in Styropor und Folie verpackt. Im Gehäuse befindet sich ein Karton mit dem Zubehör. Obligatorisch sind Schrauben und Kabelbindern. Ein kürzer Abstandshalter, Puffer für das Netzteil, ein Montageblech für HDDs und ein HDMI-Kabel mit 90 Grad Stecker liegen ebenfalls bei.
Im Gehäuse ist zudem bereits ein PCIe-3.0-Riser-Kabel verbaut, es gibt auch eine Version mit einem PCIe-4.0 Riser.
Die beiliegende Anleitung hilft sinnvoll beim Aufbau und erklärt übersichtlich die gebotenen Möglichkeiten.
Technische Daten
Modell | ssupd Meshlicious |
---|---|
Maße (BxHxT) | 167 x 360 x 245 mm |
Material | Stahl |
Gewicht | 3,7 kg |
Mainboard-Format | mini-ITX, mini DTX |
Anschlüsse Front | 1x USB Typ-C 1x USB 3.0 Powerbutton |
Laufwerke | 3x 2,5″ 2x 3,5″ |
Slotblenden | 3 vertikal |
CPU-Kühler-Höhe | max. 73 mm (3-Slot GPU) max. 48 (4 Slot GPU) |
Grafikkarten-Länge | max. 332 mm (vertikale, 3 Slot) max. 211 mm (horizontal – ohne Radiator) |
Netzteil-Länge | max. 170 mm (ohne Radiator) max. 160 mm (mit Radiator ohne Schläuche) |
Radiator Front | max. 240/280 mm (max 63 mm dick) |
Radiator Deckel | – |
Lüfter Front | 2x 120/140 mm |
Lüfter Deckel | – |
Lüfter Heck | – |
Dämmung | – |
Lüftersteuerung | – |
RGB-Beleuchtung | – |
Preis | ca. 130€ |
ssupd Meshlicious im Detail
Außen
Das Meshlicious ist das erste Gehäuse von ssupd (sunny side up design), einer Schwestermarke von Lian Li. Auf den ersten Blick wird klar, dass man ein großartiges Gehäuse vor sich hat und sich die Jungs und Mädels von ssupd ihre Gedanken gemacht haben.
Mit 14.6 L Volumen ist etwas größer als die ganz kleinen Mini-ITX Kandidaten. Zweifelsohne ist es aber auch ein kleine Schönheit und fasst sich mindestens so gut an, wie es aussieht. Klare Linien, plane Flächen die gänzlich ohne sichtbare Schrauben auskommen, die Spaltmaße sind perfekt.
Unser Sample hat an alle Seiten das namensgebende Mesh (als Alternative gibt es Version mit Glasscheibe), so dass von allen Seiten ein Luftaustausch möglich ist. Mit 1mm Löchern fungiert das Mesh gleichzeitig auch als brauchbarer Staubfilter für groben Schmutz, zusätzliche Filter sind nicht verbaut. Die unzähligen Löcher sind gleichmäßig und die Lackierung des Stahls ist ohne Makel.
Seitenteile, Deckel und Front sind einfach angesteckt, lassen sich mühelos abziehen und wieder anbringen. Schrauben kommen nicht zum Einsatz. Vorn im Deckel sitzt das dezente Frontpanel, das einen USB 3 Anschluss, Powerbutton und einen USB-Typ-C Anschluss mitbringt. Da das dicke Kabel für den Typ-A Anschluss zwei Anschlüsse versorgen könnte ist es Schade, dass nicht auch zwei dieser Ports platziert wurden. Vermutlich sollte dies die symmetrische Optik erhalten
Die Rückseite gibt erste Einblicke wie die Hardware in dem Mini-ITX Gehäuse untergebracht wird und lässt erkennen, dass man diverse Umbaumaßnahmen vornehmen kann. Wie die Aussparung für die I/O-Blende verrät kann man das Mainboard-Tray um 20 mm weiter zur linken Seite (von vorn betrachtet) versetzen, damit dickere 4-Slot Grafikkarten in System passen. Der Netzteil-Ausschnitt, der groß genug für ATX-Netzteile ist, wird mit einer Stahlblende auf das SFX-Format reduziert. Wahlweise lässt sich diese drehen, damit das Netzteil etwas höher liegt.
Die Unterseite des ssupd Meshlicious ist vergleichsweise langweilig. Der große Ausschnitt dient dem Zugriff auf die Anschlüsse einer aufrecht montierten Grafikkarte.
Innenraum
In wenigen Sekunden hat man alle Seiten des Gehäuses entfernt und man hat das sehr stabile Stahlgerüst vor sich. Da das Gehäuse von allen Seiten offen ist ist das Arbeiten im Gehäuse trotz der Größe sehr komfortabel.
Das klassisch platzierte Tray für mini-ITX Mainboards lässt sich, wie erwähnt, weiter nach vorne holen um Grafikkarten, die man hinter dem Tray montiert, mehr Platz zu geben. Für dieses Vorhaben liegt die kürzere Stahlstrebe im Lieferumfang bei. Im Umkehrschluss sinkt die maximale CPU-Kühler-Höhe von ohnehin schon knappen 73 mm auf nur noch 58 mm.
Das Netzteil wird unterhalb des Mainboards verbaut. Mit einem SFX(-L) Netzteil ist man besser besser beraten. Auch ein modulare Kabel sollte dies bieten, Platz ist knapp!
Auf dem Boden besteht die Möglichkeit zwei 2.5“ HDDs/SSDs zu montieren, eine davon wird im Anschluss von dem Netzteil verdeckt. An der Innenwand unterhalb des Board ist ein weiterer 2.5“ Montagepunkt.
Die Front bietet die Möglichkeit zwei Lüfter einzubauen, sogar große 140 mm Lüfter. Für diese muss man die beiden Seitenschienen entfernen, die die 120 mm Bohrungen bereitstellen, aber Teile der 140er Lüfter verdecken würden. Diese kleinen Details zeigen, wie sehr das ssupd-Team mitgedacht hat.
Statt der Lüfter lässt sich auch ein Radiator bis 280 mm verbauen. 320 mm lang und 143 mm breit darf dieser maximal sein. Die Tiefe ist auf 63 mm limitiert, hängt wie immer auch von der verbauten Hardware ab. Damit ist eine deutlich potentere CPU-Kühlung als über einen kleinen Luftkühler möglich.
Spannend wird es auf der Rückseite respektive der rechten Kammer. Hier wird die Grafikkarte über das vorinstallierte Riser-Kabel angeschlossen. Zur Auswahl stehen zwei Positionen: Kurze Mini-ITX Grafikkarten lassen sich horizontal montieren und über die drei Slotblenden an der Rückseite nutzen. Längere Pixelschubser baut man hingegen vertikal ein und installiert sie auf den zwei Stahlstreben. Hier kann man die Höhe in Stufen variieren. Auf der höchsten Position lässt sich das Riser-Kabel aber kaum noch durch Ausschnitt verlegen.
Ist man in Besitz einer entsprechend kurzen Grafikkarten ist unterhalb dieser Platz für zwei große 3.5“ Festplatten, wozu man auf das beigelegte Bracket zurückgreift.
Insgesamt bleibt ein außerordentlich durchdachter Eindruck, so dass der Innenraum gleichermaßen moderne Gaming-Systeme, aber auch konventionellere Rechner bedient. Luft- und (AiO)-Wasserkühlungen sind ebenfalls möglich.
ssupd Meshlicious Build – Montage des Testsystems
Zunächst greifen wir auf dein Fractal Design ION SFX-L Netzteil zurück. Platz ist rar, daher ist ein kompaktes Netzteil mit modularen und flexiblen Kabeln von Vorteil. Wir bauen es in der Standardposition, also an tieferen stellen ein. Vorzugsweise natürlich dem Lüfter nach außen, was uns leider erst nach den Fotos aufgefallen ist – manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht
Als Mainboard montieren wir ein ASUS ROG Strix B550-I und führen das Riser-Kabel unterhalb des Mainboards. Bisher verläuft alles ohne Komplikationen und es sitzt wie angegossen.
Als CPU-Kühler soll der 58 mm flache Scythe Shuriken 2 den Ryzen 7 2700 XT kühlen, der mit nur 58 mm in beide Layout in das ssupd Meshlicious passt.
Unsere RX 580 X Grafikkarte ist zu lang für den waagerechten Einbau und wird demnach aufrecht in das kleine Gehäuse verfrachtet. Da man von allen Seiten Zugriff hat, ist der Einbau bis hierher noch immer kein Problem und macht einfach Spaß.
Um den Airflow kümmern sich zwei 140 mm Arctic P14 Lüfter und im Anschluss müssen die Kabel verlegt werden. Dies ist auch bei den weniger kurzen Kabeln durchaus eine Herausforderung.
Mit den Kabelbindern lassen sich diese so fixieren, dass sie dezent bleiben und nicht in de Lüfter geraten. Das Handbuch gibt dazu ein paar Tipps.
Mit mehr Aufwand ist sicherlich ein sauberer Build möglich, generell werden die Kabel aber immer etwas präsenter bleiben, als man es von großen System gewohnt ist.
Temperaturen und Lautstärke
Da es sich um das erste Mini-ITX Gehäuse im Test handelt, fehlt es noch an Vergleichswerten. Wir haben dazu das ITX-System zum Vergleich in das Fractal Design Meshify 2 Compact verbaut. Das ssupd Gehäuse durfte mit den beiden Arctic P14 Lüftern an den Start gehen. Gemessen wurde Furmark + prime95 12K und 8 Threads. Die Gehäuselüfter sind auf 1000 U/Min fixiert worden. Der Lüfter Shuriken 2 lief auf 100%, die GPU auf 1300 U/Min
Im Anschluss haben wir die linke Seite mit einer Glasscheibe blockiert, um zu sehen wie sich das ebenfalls erhältliche Glas-Variante schlägt. Sobald wir weitere ITX-Gehäuse getestet haben, werden wir die Messungen umfangreicher gestalten und ergänzen.
CPU-Temperatur | GPU-Temperatur | Lautstärke | |
ssupd Meshlicious | 68 °C | 72 °C | 51 dB(A) |
ssupd Meshlicious (Glas) | 81 °C | 74 °C | 49 dB(A) |
Fractal Design Meshify 2 Compact | 72 °C | 76 °C | 44 dB(A) |
Die Temperaturen im ssupd Meshlicious sind für CPU und GPU gleichermaßen hervorragend. Die unabhängigen Zonen gemeinsam mit dem nahezu offenen Aufbau sind für die Hardware eine Wonne. Nachteil ist, dass nahezu keine Dämmung gegeben ist und jede Art von Geräuschen ungefiltert aus dem Mesh-Gitter gelangen. Das gilt eben nicht nur für die Lüfter, sondern auch für elektronische Geräusche wie das Spulenfiepen unserer Grafikkarte.
Das einseitige Glas dämmt den Schall nur bedingt, die Temperaturen fallen auf dieser Seite aber deutlich höher aus.
Fazit
Das ssupd Meshlicious konnte uns von Anfang für sich Gewinnen. Es ist sicher nicht perfekt und auch nicht das denkbar kompakteste Mini-ITX Gehäuse, aber sehr durchdacht und vor allem richtig, richtig gut verarbeitet.
Im Zentrum der Full-Mesh-Variante stehen kompromisslos gute Temperaturen und das anpassbare Layout mit dem man den gebotenen Platz optimal nutzen kann. Der Einbau macht Spaß und funktioniert tadellos. Nutzer von leistungsstarke Hardware werden sich über den Platz für einen vergleichsweise großen Radiatoren in der Front freuen. Für luftgekühlte Systeme stehen bis 73 mm auch ein paar ordentliche CPU-Kühler zur Verfügung. Mehr Kompromisse muss man erst bei der Verwendung einer 4-Slot GPU eingehen, dann wird es für Luftkühler sehr eng.
Die anderen Seite der Medaille ist die durch den offenen Aufbau bedingte Geräuschkulisse. Zwar können die Lüfter durch die guten Temperaturen etwas langsamer drehen, aber es bleibt unter Belastung deutlich auffälliger, auch Spulenfiepen usw. ist naturgemäß präsenter.
Insgesamt ein toller Einstand und eine klare Empfehlung, die auch fair bepreist ist!
positiv
- hervorragende Verarbeitung
- sehr gute Kühlleistung
- flexible Layout
- 280 mm Radiator/Lüfter in der Front möglich
- komfortable Handhabung
- PCIe 3.0 Riser-Kabel im Lieferumfang
- fairer Preis
- ATX-Netzteile können verbaut werden
- USB Typ-C
negativ
- hohe Lautstärke durch offenen Aufbau
- nur ein USB 3.0 Front-Anschluss
Wir haben das Produkt von Caseking zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.