Alphacool geht mit der Core Ocean T38 neue und gewöhnlichere Wege. Statt Erweiterungsoption und Kupferradiator gibt es ein geschlossenes System mit einem Radiator aus Aluminium. Im Gegenzug sind die Modelle günstig. Das kleinste Model (120mm) startet bereits bei ~63€ und auch die 420-mm-Variante ist mit unter 100€ vergleichsweise preiswert.
Dabei stellt sich auch die Frage, ob ich sich so ein 420-mm-Gigant nur für die (Mittelklasse)-CPU, konkret einen Ryzen 7700X, überhaupt lohnt. Deshalb werfen wir einen Blick auf gleich zwei Modelle.
Inhaltsverzeichnis
Technische Daten
Core Ocean T38 360mm | Core Ocean T38 420mm | |
---|---|---|
Maße Radiator (L x B x H) | 397 x 120 x 38 mm | 460 x 140 x 38mm |
Material Radiator | Aluminium | Aluminium |
Länge der Schläuche | 40 cm | 40 cm |
Drehzahl Pumpe | ~2500 bis 3500 U/min | ~2500 bis 3500 U/min |
Anschluss der Pumpe | – 4-Pin PWM – ARGB | – 4-Pin PWM – ARGB |
Material Kühlerboden | Kupfer | Kupfer |
Lüfter | 3x Core-Lüfter 120 mm | 3x Core-Lüfter 140 mm |
Drehzahl Lüfter | 0 bis 2500 U/Min (angegeben) | 0 bis 2000 U/Min (angegeben) |
Intel Sockel | 2066, LGA 1200, 115x, LGA 1700 | 2066, LGA 1200, 115x, LGA 1700 |
AMD Sockel | AM4 / AM5 | AM4 / AM5 |
Preis | 85,98 € (alphacool.com) | 96,99 € (alphacool.com) |
Alphacool Core Ocean T38 im Detail
Der Lieferumfang ist bei beiden Modelle ist weitestgehend identisch. Alphacool nutzt nach wie vor ein sehr kleinteiliges Montagesystem und hält damit an dem von der Eisbaer fest. Wärmeleitpaste ist in einer kleinen Tube enthalten und reicht für mehrere Montagen.
Unterschiede natürlich bei den Lüftern: Die Core Lüfter in 120 mm drehen zwischen 0 bis 2500 U/Min, die 140-mm-Modelle bei maximal 2000 U/min und haben auch eine etwas unterschiedliche Blattgeometrie. In beiden Fällen wird zu Steuerung das PWM-Signal verwendet und ein 3-fach Lüfterkabel wird mitgeliefert.
Bei der Core Ocean T38 ist also alles etwas mehr „Standard-AiO“. Wir sehen gesleevte Schläuche, die fest verbunden sind und keine Schnellverschlüsse zur Erweiterung bieten. Der Radiator ist nun aus Aluminium gefertigt. Mit 38mm ist er aber deutlich tiefer als bei vielen Mitbewerbern und lässt an die Arctic Liquid Freezer II denken.
Da bei der Tiefe noch die Lüfter mit zusätzlichen 25mm hinzukommen, muss man bei der Kompatibilität natürlich aufpassen. Gerade ein 420-mm-Radiator mit insgesamt 63mm Tiefe muss erstmal verstaut werden.
Die Pumpeneinheit ist ein flaches, beinahe schnörkelloses Gehäuse, dessen beleuchtete Ecke abgeschrägt ist. Weitere ARGB-Beleuchtung findet sich an dem umliegenden Streifen an der Seite, der aber nur aus bestimmter Perspektive sichtbar ist. Ein Controller ist nicht enthalten. Dafür ist eine Y-Weiche im ARGB-Stecker integriert. Das Gehäuse besteht aus mattem, holen Kunststoff, in das seitlich die Schläuche geführt werden. Unter Druck knarzt es und verformt sich etwas.
Der rechteckige Kupferboden ist nicht vernickelt. Zur Steuerung der Pumpe wird ebenfalls ein 4-Pin PWM-Stecker und das PWM-Signal des Mainboards genutzt. Zwischen 2500 bis 3500 U/Min ist der Regelbereich angeben. Rein von den technischen Eigenschaften scheint man also nicht die DC-LT2-Pumpe zu verbauen, die der Hersteller öfters in seinen Produkten einsetzt. Auch akustisch spielt die Pumpe der Core Ocean in einer anderen Liga.
Das Regelverhalten per PWM erstreckt sich am X670E-F Testmainboard auch weit über den angegebenen Bereich, bis zum Stillstand der Pumpe, was natürlich nicht sinnvoll ist. Außerdem fiel auf, dass die Drehzahl bei der PWM-Regelung schwankt. Das äußert sich sowohl in einem inkonsistenten und damit auffälligem Betriebsgeräusch als auch in schwankenden Drehzahlwerten. Ebenfalls auffällig: Stellt man die Steuerung von PWM auf DC läuft sie gleichmäßiger und das Betriebsgeräusch wird angenehmer. Bei der PWM-Steuerung zeigt sich ein hochfrequentes Nebengeräusch.
Die Alphacool-Core-Lüfter sind komplett schwarz, eine Beleuchtung findet sich also nicht. Der Regelbereich ist mit 0 bis 2000 bzw. 2500 U/min spezifiziert. Nach einer Lüfterabstimmung in der Mainboardsoftware kamen wir auf bei 10% PWM auf 380 bis schließlich 1770 U/Min bei dem 140-mm-Modell. Das 120-mm-Modell startete bei ungefähr 400 U/min und kam mit 2334 U/min etwas näher an sein Limit. Eine Entkopplung bieten die Lüfter nicht. Bei beiden Modellen waren bei maximaler Drehzahl Vibrationen bis auf die Tischplatte spürbar.
Wie gesagt ist die Montage recht kleinteilig und nicht mehr ganz zeitgemäß, wenn man die komfortablen Mitbewerber kennt. Durch die festverschraubte AMD AM5 Backplate entfällt der nervige Umstand, dass die Backplate festgehalten/geklebt werden muss. So hat man beide Hände frei für Positionierung und Fixierung.
Ist der Radiator im Gehäuse verstaut, steckt man den sockelspezifischen Rahmen an und bereitet die Federn, Unterlegscheiben und Schrauben vor. Hat man die Wärmeleitpaste aufgetragen wird die Einheit aufgesetzt und gleichmäßig fixiert. Das Anstecken des Rahmens geht einfach, das Auseinanderziehen hingegen erfordert Kraft.
Die RAM-Slots bleiben knapp frei.
Temperaturen und Lautstärke
Wir nutzen folgendes System
- AMD Ryzen 7700X
- ASUS RoG Strix X670E-F Gaming Wifi
- 2x 16GB DDR5-Ram G.Skill FlareX 5 6000 MHz
- PNY XLR8 CS3030 SSD
- Fractal Meshify 2 XL
- Seasonic Focus PX-650
Genutzt wird prime95 mit 12k FFT. Als Ergebnis dient die maximale CPU-Temperatur (tdie), die auf 20 Grad Raumtemperatur normiert wird.
Da der Ryzen 7700X bei Volllast schnell im 95 Grad-Limit endet, limitieren wir die Leistungsaufnahme auf ca. 120W. Dazu fixieren wir die VCore auf 1.15V unter Last und den Takt auf 5Ghz. PBO deaktivieren wir für einen konstanteren Vergleich.
Mit nur etwa 120 Watt zeigt der 420-mm-Koloss bei hohen Drehzahlen keinen Vorteil und das hier (noch) lautere 360-mm-Modell schneidet identisch ab. Bei 1000/Min verzeichnet die Core Ocean T38 420mm nur einen kleinen Vorsprung. Seine Stärke zeigt der 420-mm-Radiator dann bei sehr geringen Drehzahlen. Bei 500 U/min zog er um über fünf Grad davon.
Allerdings ist die Core Ocean T38 kein Leisetreter. Die 360-mm-Lüfter machen sogar noch mehr Krach und werden in der Spitze ohrenbetäubend. Die Lüfter können in beiden Fällen auch leise arbeiten, etwaige Geräusche werden bei geringerer Drehzahl von der Pumpe übertönt.
Temperatur | Lautstärke | |
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Core Ocean T38 360mm @ max (ca. 2330 U/min) | 78,6 °C | 56,5 dB(A) |
Core Ocean T38 360mm @ 1000 U/min | 82,4 °C | 38,9 dB(A) |
Core Ocean T38 360mm @ 500 U/min | 90,6 °C | 36,2 dB(A) |
Core Ocean T38 420mm @ max (ca. 1750 U/min) | 78,7 °C | 52,5 dB(A) |
Core Ocean T38 420mm @ 1000 U/min | 80,4 °C | 39,5 dB(A) |
Core Ocean T38 420mm @ 500 U/min | 84,9 °C | 36 dB(A) |
Eine Regulierung der Pumpe resultierte in ca. 2 Grad höheren Temperaturen.
Auf maximaler Pumpendrehzahl ist das Geräusch wie von vielen AiOs gewohnt sehr auffällig. Auch mit Regulierung bleibt sie hörbar. So kann sie bei geringerer Drehzahl per PWM sogar auffälliger sein, per DC wird es leiser. Um das darzustellen haben wir das Schallpegelmessgeräte auf 10 cm Abstand zur Pumpe positioniert.
Lautstärke der Pumpe | Lautstärke |
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Pumpe @ 3600 U/min | 42,3 dB(A) |
Pumpe @ ca. 2500 U/Min (PWM – schwankend) | ca. 42 dB(A) (schwankend) |
Pumpe @ 2500 U/Min (DC) | 38,3 dB(A) |
Per Spannung reduziert ist sie deutlich gefälliger und alltagstauglicher. Den sehr guten Eindruck der Eisbaer LT kann sie aber nicht erreichen.
Fazit
Dass Alphacool den Weg der „Standard-AiOs“ geht überrascht etwas. Dafür gibt es viel Kühlfläche zum geringen Preis. Kompromisse gibt es bei der Lautstärke, vorrangig der Pumpe. Trotz Regelung wird so für Liebhaber von leisen System vermutlich zu laut sein. Die PWM-Regelung erwies sich aufgrund von Schwankung und Nebengeräusch als Nachteil. Sollte man die Lüfter ausreizen wird es ebenfalls extrem laut, hier hat man aber einen großen Spielraum. Die Montage ist weiterhin nicht ideal, aber auf AM5 durch die feste Backplate machbar. Die Aluminium-Radiatoren waren gut verarbeitet. Das Pumpengehäuse ist aber sehr einfacher Natur, bei dem Preis ist das verschmerzbar. Dafür gibt es sogar eine (dezente) ARGB-Beleuchtung.
Vorrangig gibt es also viel Kühlfläche für kleines Geld. Man muss aber auch sagen, dass die genutzte Ryzen 7000-CPU erst bei geringen Drehzahlen überhaupt von der riesigen Fläche des 420er profitieren konnte und sich in diesem Fall das 420-mm Modell nur bedingt lohnt.
Möchte man einfach mit kleinem Budget eine hohe Kühlleistung, sind die Core-Modelle einen Blick wert. Legt man jedoch Wert auf hohe Laufruhe oder viele Extras, ist die Core Ocean T38 eher nicht das Richtige.
Wir haben das Produkt vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.