Die Roccat Kain 100 und 120 Aimo haben als Ziel den „besten Klick“ zu liefern und wird vom Hersteller nicht weniger als ein „Meisterwerk“ betitelt. Wir prüfen im Test sowohl das Flaggschiff Kain 120 Aimo und die günstigere Roccat Kain 100 Aimo.
Inhaltsverzeichnis
Roccat Kain 100 Aimo und Kain 120 Aimo im Detail
Verpackung und Lieferumfang
Die beiden nahezu identischen Nager erreichen den Käufer in ebenfalls fast identischen Verpackungen und bringen kaum Lieferumfang mit. Bis auf einen kurzen Guide ist neben den Mäusen nichts in der Verpackung. Eingebettet sind die Mäuse in einer Plastikform und der USB-Stecker mit einem Deckel geschützt. Erfreulicherweise ist das Kabel nicht sehr eng gewickelt und muss sich nicht erst aushängen.
Technische Daten
Kain 100 Aimo | Kain 120 Aimo | |
---|---|---|
Maße | 43 x 124 x 65 mm | 43 x 124 x 65 mm |
Gewicht | 89g | 89g |
Material | Kunststoff, Gummierung | Kunststoff, Softtouch |
Sensor | Pro-Optic R8 (PMW 3331) 8000 DPI | Owl-Eye (PMW 3381) 16000 DPI |
Taste | 6 | 6 |
Layout | ergonomisch, rechtshänder | ergonomisch, rechtshänder |
Besonderheiten | -gummierte Kabel -1 Zone RGB -DPI Umschalter -Titan Click | -Kabelsleeve -2 Zonen RGB -DPI Umschalter -Titan Click |
Impressionen
Die Roccat Kain 100 Aimo und die höher gestellte Roccat Kain 120 Aimo basieren im Grunde auf dem gleichen Chassis. So kommen beide Mäuse auf mittelgroße 124 × 65 × 43 mm bei identischer ergonomischer Form. Beide Kain-Modelle haben den Buckel mittig und sind deutlich nach rechts geneigt. Auch das Gewicht ist mit 89g (ohne Kabel) identisch. Roccat geht es also recht leicht und nicht zu wuchtig an, an dem Wettrennen um die maximal leichte Maus, wie bei Endgame Gear und Glorious, beteiligt man sich aber offenbar nicht. Trotz der gleichen Basis lassen sich Kain 120 und 100 auf den ersten Blick zu unterscheiden. Die Kain 120 besitzt einen Mittelstreifen im Look von gebürstetem Aluminium. „Look“ deswegen, weil es sich leider nur um Kunststoff und nicht wirklich um Alu handelt.
Weiterhin ist die Oberfläche der Kain 120 durchgehend in angenehmen Softtouch gehalten, während die Seiten der Kain 100 mit einer groben Gummierung versehen sind und damit potentiell mehr Grip bieten.
Abseits der persönlichen Vorliebe ändern die Oberflächen das Griffverhalten deutlich: Beim Abheben im Fingertip-Griff hat man bei der Kain 100 deutlich mehr Halt, gerade mit schwitzigen Händen. Bei trocknen Händen und im Palmgriff ist die Softtouchoberfläche die angenehmere. Wie lange die dünne Gummierung oder die Softtouch letztlich hält, steht in den Sternen. Mit einer gewissen Abnutzung sollte man schon rechnen. Allerdings spricht Roccat bei der „Hybrid Performance Beschichtung“ von einem dauerhaft makellosen Beschichtung. Dies ist ein sehr großes Versprechen, das wir an dieser Stelle leider nicht nachprüfen können.
Weiterhin gibt es in Sachen RGB-Beleuchtung bei der Kain 120 eine Zone mehr und so ist hier neben dem Mausrad auch das Roccat-Logo auf dem Mausrücken beleuchtet – die Kain 100 lässt lediglich das Mausrad erstrahlen, wobei man bei aufgelegter Hand von dem Logo ohnehin nichts sieht. Der Unterschied ist daher zu verschmerzen.
Die Ausleuchtung ist in beiden Fällen perfekt und frei von Hotspots. Roccat spart jedoch nicht an Helligkeit. Auf maximaler Stufe kann die Maus im Augenwinkel schon etwas blenden und das nicht nur, wenn der Raum abgedunkelt ist.
In den Haupttasten befinden sich Omron ( D2FC-F) Switches mit spezifizierten 50 Mio. Auslösungen. Wie auch schon bei der XM1 von Endgame Gear hat Roccat die Auslösezeit der Switches reduziert. Die von Roccat auf den Namen „Titan Click“ getaufte Signalverarbeitung soll dabei in Millisekundenbruchteilen reagieren und einen Reaktionsvorteil im Wettbewerb bieten. Wie schon bei der XM1 ist das ganze schwer zu bewerten und nachzuvollziehen.
Was jedoch einfach zu erkennen ist, ist der hervorragende Druckpunkt und das exzellente Feedback der Tasten. Knackig, präzise, zuverlässig. Hier hat Roccat nicht zu viel versprochen und abgeliefert, uns gefällt die Haptik außerordentlich gut.
Dies gilt auch für die drei Sekundärtaste, die allesamt über einen angenehmen und spielfreien Druckpunkt verfügen und sich sehr wertig anfühlen. Die Seitentasten liegen tendenziell recht weit hinten, was Nutzer mir kurzem Daumen entgegenkommt. Auch das Mausrad überzeugt mit der präzisen und sehr deutlichen Rasterung auf ganzer Linie. Die starke Gummierung bietet hohe Kontrolle. Das Laufgeräusch ist, gerade in der Aufwärtsbewegung, jedoch etwas lauter.
Auch die Unterseite scheint auf den ersten Blick identisch. So verfügen die Kain Mäuse über zwei breite Gleitpads an Front und Heck und bei beiden sitzt der Sensor relativ mittig mit leichter Tendenz zur Front. Schaut man genau hin erkennt man um den Sensor der Kain 120 Aimo den eingeprägten Schriftzug „Owl Eye“ und so sind in den Mäusen unterschiedliche Sensoren verbaut.
Der in der Kain 100 Aimo eingesetzte „Pro-Optic R8“ basiert auf dem recht neuen Pixart PMW 3331 während in der Kain 120 der bessere „Owl Eye“ verbaut wurde, welcher wiederum auf dem PMW 3381/3389 basiert. Auf dem Papier ist die Kain 120 sensortechnisch klar überlegen, die Auflösung ist um ein vielfaches höher (100-16000 DPI statt „nur“ 200-8500 DPI) und auch die Daten zur Beschleunigung sprechen mit 50 G vs. 35 G für sich.
In der Praxis macht sich diese technische Überlegenheit innerhalb der menschlichen Wahrnehmung erstmal nicht bemerkbar. Beide Sensoren agieren in jeder Situation perfekt und ohne Abweichung.
Insbesondere Low-Sense User sollten dennoch einen Blick auf die Kain 120 werfen, denn bei der Lift of Distance gibt es durchaus spürbare Unterschiede. Der „Pro-Optic R8“ Sensor der Kain 100 kommt auf recht hohe 3mm, was bei häufigem Abheben/-setzen durchaus stören kann. Die Kain 120 hingegen hat mit nur 1mm eine erfreulich niedrige LoD.
Ein letzter kleiner, aber feiner Unterschied betrifft auch das Kabel. Die Kain 120 hat im Prinzip das wertigere Kabel. Hier kommt eine schöne, feste Ummantelung zum Einsatz, die nicht nur die Stabilität erhöht, sondern auch optisch mehr hermacht. Die Kain 100 muss mit einer einfachen Gummierung auskommen.
Beim Gleitverhalten ist jedoch das genaue Gegenteil der Falls. Das eigentlich überlegende Kabel ist deutlich steifer und erhöht ungewollt den Wiederstand, während das labilere Kabel sich flexibel zeigt und besser nachgibt. Mit einem Kabelhalter kann man dem natürlich begegnen.
Werfen wir noch einen Blick auf die Verarbeitung, so können wir bei beiden Exemplaren nicht meckern. Die Spaltmaße sind äußerst präzise, die Tasten fest und haben kein Spiel. Auch ist das Chassis solide gefertigt, nichts knarzt oder knackt. Das Mausrad könnte etwas leiser sein, befindet sich aber noch auf einem guten Niveau.
Roccat Kain 100 und 120 Aimo in der Praxis
Software
Konfiguriert wird über Roccats „Swarm“ Software, die mit rund 40MB nur wenig Arbeitsspeicher im Hintergrund für sich beansprucht. Wem das noch zuviel ist, kann die Software nach der Konfiguration auch deinstallieren.
Swarm ist ein sehr mächtiges Tool mit hohem Funktionsumfang. So werden neben den Grundsettings der Maus auch Makros, Profile, Updates usw. über die Software realisiert, ähnlich wie bei Corsairs iCue. Das größte Problem von Swarm ist die Übersicht, denn zum Teil scheint alles etwas überladen und kompliziert.
Die Startseite ist der Punkt „Einstellungen“. Hier werden Settings zur Zeigergeschwindigkeit vorgenommen und man kann 5 DPI Stufen festlegen, die mit dem DPI Switch durchgeschaltet werden können.
Das Menü zu Tastenbelegung fällt sehr umfangreich aus. Die Tasten können nicht nur mit zahlreichen vordefinierten Funktionen belegt werden, sondern es werden auch komplette Presets geboten. Makros lassen sich ebenfalls aufzeichnen, oder man greift auf die vielfältigen Makros für bekannte Spiele zurück, die Roccat bereits eingepflegt hat. Wem das immer noch nicht reicht, belegt eine Taste mit der „Shift“-Funktion und hat damit Zugriff auf eine Sekundärbelegung. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt und erschlagen im ersten Moment den Nutzer. Hat man sich orientiert ist die Funktionsvielfalt außergewöhnlich.
RGB technisch wird die übliche Kost geboten. Regenbogen, pulsieren, atmen, alles ist dabei. Zudem gibt es noch AIMO, das Roccat als intelligentes Beleuchtungsystem bezeichnet. Hiermit sollen reaktive und synchronisierte Effekte über mehrere Geräte möglich sein. Mit lediglich einer angeschlossenen Maus lässt sich für uns aber kein System hinter den offenbar zufälligen Farbwechseln erkennen.
Im letzten Menüpunkt lässt sich die Polling Rate, die Lift of Distance und eine Bewegungskorrektur einstellen, falls gewünscht. Interessant ist die Funktion „Zero Debounce“ durch die die Debouncetime der Switches deaktiviert wird. Damit sind prinzipiell extrem schnelle Klickzeiten möglich. Nachteil sind ungewollte Auslösungen bei Erschütterung oder Doppelklicks.
Ergonomie und Praxis
Bedingt durch die ergonomische Form dürften die Kain Mäuse den meisten Nutzern gut in der Hand liegen, vorausgesetzt die Hand ist nicht zu klein. Zwar ist das Gehäuse nicht besonders groß, doch der hohe, mittige Buckel stellt zu kleine Hände (unter 17cm Handgelenk bis Mittelfingerspitze) eventuell vor Probleme. Besonders Palmgripper fühlen sich mit der Kain besonders wohl. Die Maus schmiegt sich gut in die Hand, das Handgelenk liegt sehr angenehm und entspannt. Durch den großen Buckel ist die Hand voll ausgefüllt, vermitteln dafür aber auch einiges an Kontrolle.
Die Daumentasten sind mit mittelgroßen und kurzen Fingern gut erreichbar, bei großen Händen aber etwas weit hinten positioniert, wir hatten jedoch weder Probleme mit der Erreichbarkeit noch mit unbeabsichtigten Auslösungen.
Unterm Strich hat uns die Ergonomie der Kain voll überzeugt.
Auch die Gleiteigenschaften sind sehr gut, werden bei der Kain 120 ein wenig von dem steifen Kabel beeinträchtigt. Bei der Kain 100 spürt man einen Hauch weniger Wiederstand. Mit einem passenden Kabelhalter lässt sich das (sehr kleine) Manko beseitigen.
Bei der Klickgeschwindigkeit konnten wir keinen Unterschied zur XM1 festmachen, man kann also von sehr schnellen Klickzeiten ausgehen. Ohnehin sind die Reaktionszeiten ein schwer nachzuvollziehendes Thema.
Die Unterschiede bei der LoD bestätigen sich in der Praxis hingegen. Die Kain 120 stellt bereits bei 0,9-1,1 mm den Dienst ein, während die Kain 100 bei ca. 2.5mm noch vereinzelt Bewegung registriert, je nach Unterlage.
Fazit
Roccat hat sowohl mit der Kain 100 Aimo und der Kain 120 Aimo zwei richtig gute Mäuse im Angebot. Beide Nager konnten uns im Test überzeugen und erwiesen sich als wertige, zuverlässige und sehr bequeme Gaming-Mäuse mit enormem Funktionsumfang.
Obwohl sie sehr ähnlich sind, haben die Kain Modelle gewisse Unterschiede und somit andere Vor-, aber auch Nachteile. Die Kain 120 Aimo verfügt aufgrund des besseren Sensors über eine geringere LoD, die bei der Kain 100 mit 3mm etwas hoch ausfällt und ihren größten Kritikpunkt darstellt. Ansonsten bietet der Owl-Eye Sensor aber nicht wirklich spürbare Vorteile.
Die Kain 100 Aimo besitzt dafür das zwar einfachere, aber auch flexiblere Kabel, das die Gleiteigenschaften nicht behindert und mehr Grip an den Seiten, wobei das Geschmackssache ist.
Falsch macht man weder mit der Kain 100 Amimo noch mit der Kain 120 Aimo was, denn mit beiden hat Roccat richtig starke Mäuse abgeliefert. Das kleinere Modell ist deutlich attraktiver bepreist.
Roccat Kain 120
Roccat Kain 100
Abschließend möchten wir uns bei Roccat für die Bereitstellung des Samples und das damit entgegengebrachte Vertrauen bedanken.