In diesem Test vergleichen wir den Arctic P12 mit dem Noctua NF-F12 und Silent Wings 3 von be quiet!
Update: Wir haben nun weitere Lüfter auch auf Radiatoren verglichen: Radiator Lüfter im Test
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Lüfter sind ein viel diskutiertes Thema und fast schon ein Glaubenskrieg in den großen Communities. Für die einen kommen nur teure Premiummodelle von Noctua, be quiet! und Co. in Frage, für die andere ist das reine Geldverschwendung.
Die Hersteller überbieten sich dabei mit immer neuen Ideen zur Optimierung. Strukturen auf den Flügeln, neue Formen, oder andere Wundermittel sollen für das letzte bisschen Leistung sorgen – treiben aber auch den Preis. 20€ und mehr sind keine Seltenheit, sogar die 30€ Marke wurde bereits geknackt. Doch muss das sein? Immerhin bieten einige Hersteller auch Lüfter für um die 5€ an, die im Prinzip dasselbe tun wie teuren Kollegen: Luft fördern.
Wir haben anhand der günstigen Arctic P12 geschaut, wie sie sich gegen teure Modelle schlagen und lassen sie gegen Noctua‘s NF-12 und be quiet!‘s Silent Wings 3 antreten.
Neben der Leistung und Lautstärke – was natürlich am stärksten wiegt – haben wir auch einen Blick auf Lieferumfang, Haptik, Garantieleistung usw. geworfen.
Lüfter im Detail
Die Wahl der Lüfter war nicht zufällig. Der deutlich teure Silent Wings 3 gehört zu den beliebtesten Lüftern derzeit und hat ein ähnliches Verhältnis von Fördervolumen zu Druck wie der Arctic P12. Der NF-F12 von Noctua wirbt genau wie der Arctic P12 mit einem besonders fokussierten Airflow und der Leistung auf Kühlern und Radiatoren, setzt auf dem Papier aber auf mehr Druck. Der Preis liegt bei 17-21€, je nach Variante und Händler.
Zunächst werfen wir einen Blick auf die technischen Daten im Vergleich:
Technische Daten
Arctic P12 PWM PST | be quiet! Silent Wings 3 PWM | Noctua NF-F12 PWM | |
Drehzahl / min | 200 – 1800 | 300 – 1450 | 300 – 1500 |
Fördervolumen m³/h | 97 | 80 | 93 |
max. statischer Druck mmH2O | 2,2 | 1,79 | 2,61 |
Lautstärke | 0,3 Sone | 16,4 dB(A) | 22,4 dB(A) |
Lager | FDB | FDB | SSO2 |
Leistungsaufnahme | 0,96W | 1,44W | 0,6W |
Garantie | 10 Jahre | 3 Jahre | 6 Jahre |
Lieferumfang | – Schrauben – Y-Kabel (fest) | – Gummiecken – harte Ecken – Schraube – Stifte – Adapter | Normal: – Gummiecken – Schrauben – Gummistifte – Y-Kabel – Verlängerung – LNA Adapter chromax: – Schrauben – farbige Ecken |
Preis | Amazon.de: € 8,35* | Preis nicht verfügbar | Amazon.de: € 24,90* |
Die Herstellerdaten sollten immer mit Vorsicht genossen werden, aber interessant sind sie dennoch. Der P12 dreht in der Spitze am schnellsten, fördert dabei ungefähr so viel wie der Noctua und ist drucktechnisch in der Mitte. Der Silent Wings 3 leistet weniger, ist dabei aber herausragend leise. Arctic beziffert die Lautstärke in Sone, was schwer zu vergleichen ist mit den üblichen Schalldruckangaben. Rechnerisch dürfte er sich in der Mitte befinden.
Positiv fallen beim Arctic aufgrund der Preisklasse das verwendete FDB-Lager und die geringe Minimaldrehzahl auf. In Sachen Garantie ist Arctic mit 10 Jahren ganz vorne und lässt sogar Noctuas 6 Jahre alt aussehen, von be quiet! ganz zu schweigen. Auch bei der Leistungsaufnahme glänzen Arctic und Noctua. Das ist von Interesse wenn viele Lüfter an einem Port betrieben werden sollen.
Verpackung und Zubehör
Hier ist sofort klar, dass beim Arctic P12 Abstriche gemacht werden müssen. Für großes Zubehör ist kein Spielraum mehr. Lediglich Lüfterschrauben und ein QR-Code mit Homepagelink sind in dem gerade Mal lüftergroßen Karton. Erwähnt sei an dieser Stelle das ein Y-Kabel am Lüfter angebracht ist und dies eigentlich zum Lieferumfang gezählt werden muss.
Positiv für die Umwelt: Die Verpackung ist sehr klein und besteht nur aus dünner Pappe.
be quiet! setzt beim Silent Wings 3 auch auf Pappe, der aufklappbare Karton liefert aber mehr. Zwei verschiedene Ecken (hart und gummiert) für den jeweiligen Anwendungszweck. Dazu Entkopplungsstifte, Schrauben und ein SATA zu 5/7/12V Adapter.
Der Noctua Lüfter ist in einer aufwändigen und aufklappbaren Verpackung mit Plastikinlay. Neben dem Lüfter gibt es ein Y-Kabel, LNA-Adapter, 30cm Verlängerung, Entkoppler und Schrauben.
In der schwarzen chromax-Variante ist das Zubehör auf bunte Ecken und Schrauben reduziert, was dann doch etwas wenig ist. Man sieht, dass hier die teuren Modelle klar die Nase vorn haben. Ob dies jedoch alles Notwendig ist, steht auf einem anderen Blatt – gerade beim Kauf mehrerer Lüfter hat man schnell viel Zeug rumliegen.
Geometrie, Haptik und Wertigkeit.
Optisch machen alle drei Lüfter ein gute Figur. Die Farben des Noctua sind unverkennbar, gefallen aber nicht jedem. Alternativ gibt es ihn in schwarz, allerdings steigt der Preis, der Lieferumfang sinkt.
Der Arctic P12 setzt auf nur 5 stark geschwungene und lange Flügel ohne weitere Strukturen, während be quiet! auf sieben, leicht gebogene Flügel mit der typischen Silent Wings Oberfläche in Form von Rillen setzt. Noctua bietet ebenfalls sieben Flügel, die jedoch eher kurz und breit sind und wenig Zwischenraum lassen. Der NF-F12 und P12 werben beide mit einem fokussierten, druckoptimierten Airflow, während der Silent Wings 3 das optimierte Verhältnis aus Volumen/Druck bei geringer Lautstärke in den Mittelpunkt stellt.
Auch im Rahmen haben die teuren Modelle diverse, entsprechend beworbene, Optimierung. Trichter Design, Anstellwinkel der Streben, Rillen und vieles mehr. Der Arctic ist dort deutlich einfacher gehalten.
Etwas einfacher sind auch Verarbeitung und Haptik. Das Gewicht liegt bei 142 g für den Arctic, 155 für den be quiet! und 166g für den Lüfter aus Österreich. Die Kanten sind bei den teuren Produkten stärker abgerundet, der Arctic ist minimal scharfkantiger und insgesamt dünner im Material, wobei das Nuancen im direkten Vergleich sind.
Auch bieten Noctua und be quiet! ein gesleevtes Kabel (bei Noctua ein nicht so eleganter Gummisleeve, bei be quiet! ein schöner Textilsleeve), Arctic bleibt beim nackten, sehr dünnen Lüfterkabel, an dessen Ende ein Y-Adapter integriert ist (PST-Variante).
Zur Entkopplung bieten die teuren Modelle unterschiedliche Möglichkeiten. Noctua hat gummierte Ecken und Gummistifte für die Gehäusemontage, die Silent Wings 3 ebenfalls weiche Ecken, die mit Stiften am Gehäuse angesteckt werden. Arctics P12 bieten keine Entkopplungsmaßnahmen. Der nackte Kunststoffrahmen wird direkt am Gehäuse angeschraubt. Allerdings wirbt Arctic mit einer besonders geringen Eigenschwingungen durch den verwendeten Motor.
Lüfter in der Praxis
Drehzahlverlauf
Alle Lüfter überzeugen mit einem recht linearem Drehzahlverlauf. Der Arctic P12 fällt dabei steiler aus, da er ein deutlich größere Drehzahlspektrum abdeckt. Der steile Verlauf zeigt sich vor allem im mittleren Bereich. NF-F12 und Silent Wings 3 verhalten sich beinahe identisch.
Leistung
Die Leistung der Lüfter testen wir auf einem Noctua NH-U12S. Dabei handelt es sich um einen schlanken Tower-Kühler mit 5 Heatpipes und gängigen 2 mm Lamellenabstand. Getestet wurde ohne Gehäuse, damit die Gehäusebelüftung keinen Einfluss auf die Temperaturen hat. Die Temperaturen sind abzüglich der Umgebungstemperatur. Der Schalldruck wurde aus 30 cm gemessen
Noctua und Arctic liefern sich hier ein Duell auf Augenhöhe. Die Unterschiede sind marginal und gehen in der Messtoleranz unter. Der Silent Wings 3 bleibt in der Spitze leiser, hat aber weniger Reserve. Er befindet sich messbar hinter den beiden anderen, die Differenz ist aber auch hier recht gering.
Laufruhe: Lager und Vibrationen
Gerade das Laufgeräusch trennt gute Lüfter von minderwertigen. Es ist um so wichtiger, da man hier, im Gegensatz zur Drehzahl, kein Einfluss darauf nehmen kann. Rattert, klackert, oder brummt ein Lüfter ist man relativ machtlos.
Wie zu erwarten ist das SSO2 Lager der Noctuas subjektiv geräuschlos unabhängig von der Drehzahl. Gleiches gilt für den Silent Wings 3 PWM. Hier könnte man sich bei einem Abstand von unter 10cm ein minimal hochfrequenten Ton einbilden, in der Praxis spielt das keine Rolle.
Doch wie sieht bei dem Arctic Lüfter aus? Tatsächlich agiert auch dieser ohne Nebengeräusche. Selbst mit dem Lüfter am Ohr ist das Lager nahezu Geräuschlos bzw. so leise, dass wir uns nicht sicher sind ob tatsächlich was zu hören ist. Lediglich beim Beschleunigen bei starken, sprunghaften Drehzahlwechseln hört man ein kurzes Brummgeräusch – hier hilft eine flache Lüfterkurve.
Die Luftgeräusch der Lüfter ist unterschiedlich. Der NF-F12 neigt zum dröhnen/brummen, während der Arctic ein „weiches“ Rauschen verursacht. Der Silent Wings 3 befindet sich irgendwo dazwischen.
Vibrationen
Hält man die Lüfter in der Hand oder stellt sie auf eine Tischplatte zeigt sich, dass der NF-F12 die deutlichsten Vibrationen hat. Montiert in einem Gehäuse oder an einem Kühler werden diese bereits unterdrückt, spätestens durch die gummierten Ecken und/oder die Stifte. Der Silent Wings 3 und der P12 von Arctic haben nur geringe Vibrationen, die entkoppelte Montage ist nicht unbedingt notwendig.
Fazit
Falsch macht man mit keinem der drei Lüfter etwas, soviel vorweg. Schaut man sich jedoch rein die Lüfterleistung (Leistung/Lautstärke), ohne großes Drumherum an, fragt man sich für was man bei den Premiummodellen zu zahlt. Der günstige Arctic-Lüfter (bei amazon)* performt nicht nur in Sachen Kühlleistung/Lautstärke auf einem Level mit den dreimal so teuren Modellen, sondern braucht sich auch beim Thema Laufruhe und Bandbreite nicht zu verstecken. Als Lüfter ist er Minimum auf Augenhöhe und mit 10 Jahren Garantie setzt er eine Duftmarke.
Erst beim Zubehör und teilweise bei der Haptik kommen die teuren Lüfter besser weg. Bei den be quiet! Silent Wings 3 (bei amazon)* ist der Lieferumfang gut, bei Noctua überragend. Auf der anderen Seite stellt sich aber immer die Frage, was man davon wirklich benötigt. Beim Kauf mehrerer Lüfter hat man schnell ein Sammelsurium an Adaptern und gerade dann spielen die P12 ihren Preisvorteil umso stärker aus.
Apropos Radiator: In diesem Test vergleichen wir weitere Lüfter (u.a. den Noctua A12x25) auf einer Wasserkühlung!