Das BitFenix Prodigy M 2022 ist die Neuauflage eines Klassikers. Ob das PC-Gehäuse auch heute noch überzeugt oder ein schöne Erinnerung bleiben sollte, verrät dieser Test!
Inhaltsverzeichnis
Technische Daten
Maße (BxHxT) | 250 x 404 x 359 mm |
Material | Stahl, Aluminium, Glas |
Gewicht | 6,5 kg |
Mainboard-Format | mini-ITX, mATX |
Anschlüsse Front | 1x USB Typ-C 2x USB 3.0 Powerbutton RGB Audio |
Laufwerke | 5x 2,5 Zoll 2x 3,5 Zoll |
Slotblenden | 5+ 3 vertikal |
CPU-Kühler-Höhe | max. 179 mm |
Grafikkarten-Länge | max. 339 mm |
Netzteil-Länge | max. 220 mm (180mm empfohlen) |
Radiator Front | max 120 mm |
Radiator Deckel | max. 240/280 mm |
Radiator Deckel | max. 240 mm |
Lüfter Front | 2x 60 mm oder 1x 120mm 1x 60 verbaut |
Lüfter Deckel | 2x 120/140 mm optional |
Lüfter Heck | 1x 120 mm ARGB verbaut |
Lüfter Boden | 2x 120 mm ARGB verbaut |
Dämmung | – |
Lüftersteuerung | per Controller |
RGB-Beleuchtung | 3x ARGB Lüfter + 2x ARGB-Strips |
Preis | ca. 119€ |
Lieferumfang
Das kleine Gehäuse ist schnell aus dem Karton geholt. Außer dem obligatorischen Schrauben erfreut BitFenix den Käufer mit zwei magnetischen ARGB-Strips, einer Acryl-Scheibe und einem Lüfter – und RGB-Controller. Dieser ermöglich es die ARGB-Beleuchtung der Lüfter und der beiden Streifen, sowie die Lüftergeschwindigkeit per Fernbedienung zu steuern.
Außenansicht
Als Modernisierung des Klassikers ist grundlegende Optik beibehalten worden. Das BitFenix Prodigy M 2022 hat demnach oben und unten markanten Griffen bzw. Bügel. Die Maße sind mit 359 × 250 × 404 mm (ca. 36 Liter) identisch geblieben, das Gewicht um 500g auf 6,5 kg reduziert worden.
Ein sprichwörtliches Facelift gibt es für die Front. Der 5.25“ Einschub entfällt im Sinne moderner Systeme, stattdessen gibt es ein flächendeckendes Meshgitter. Ebenfalls wurde die rechte Seite mit gehärtetem Glas in die Gegenwart geholt. Die Verwendung von echtem Glas gibt dem kompakten Würfel eine elegantere Note und wird durch die saubere Passform von Front und Seiten unterstrichen.
Deutlich weniger ansprechend sind ausgerechnet die charakteristischen Griffe bzw. Standbügel. Zum einen sind diese sehr dünn und „wabbelig“. Das heiß, dass sich beim Anheben und Abstellen deutlich verformen und das Prodigy M 2022 sehr wackelig steht. Bedingt durch die geringe, nicht gummiert Standfläche rutscht das Gehäuse zudem zu schnell hin und her. Weiterhin ist die mangelhafte Kantenbearbeitung der Kunststoffbügel zu kritisieren. Diese sind zu scharf und zu kratzig. Haptisch ist dies leider schlicht als minderwertig zu bezeichnen.
Im Deckel ist ein großer Ausschnitt für 2 × 140/120 mm Lüfter, der von einem magnetischen Staubfilter abgedeckt ist. Alternativ kann dort die mitgelieferte Acryl-Scheibe eingesetzt werden, um die Hardware noch besser zu präsentieren.
Da das Gehäuse einen invertiertes Layout hat, ist die linke Seite aus blickdichtem Stahlblech gefertigt und an der vorderen Kante ist das Anschluss-Panel integriert. Auch hier zeigt sich die Modernisierung durch 1 × USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.2 Gen 1, Audio-Ports und einem RGB-Button deutlich.
Die Anschlüsse sind nahtlos in das Blech integriert. Nachteil ist jedoch, dass die Anschlüsse samt der dicken Kabel fest mit der Seite verbunden sind. Dadurch bedingt schließt sich die Tür mit verbauter Hardware etwas widerwillig. Sind die Kabel zudem angeschlossen kann das Seitenteil nicht nach Belieben beiseitegelegt werden. Auch über die Positionierung lässt sich streiten, da sich gute Erreichbarkeit und Einblick in das System bei der Aufstellung nicht unbedingt vereinen lassen.
Der Blick auf die Rückseite gibt uns bereits Hinweise auf den internen Aufbau. Wir sehen, dass maximal mATX große Mainboards auf dem Kopf stehend verbaut werden können. Der 120 mm große Lüfter im Heck kann samt seiner Halterungen ausgebaut und an dieser Stelle das Bracket für die vertikale GPU-Montage eingesetzt werden. Unten rechts sehen wir zudem den weitergeleiteten Stromanschluss.
Auch der Boden verrät mehr zum Aufbau: Ein magnetischer Staubfilter schützt die beiden 120mm ARGB-Bodenlüfter. Ebenso befindet sich hier der Netzeil-Ausschnitt.
Der erste Eindruck ist bis hierhin gemischt. Die Optik des Klassikers wurde beibehalten und teilweise gute Modernisiert. Die an sich ordentliche Verarbeitung von Meshfront, Glas und Stahl wird durch die dominanten und schlechten Plastikgriffe aber sehr getrübt.
Innenraum
Der grundlegende Aufbau ist schnell erfasst. Das Mainboard wird um 180* gedreht verbaut, rechts daneben das Netzteil hochkant. Sowohl Deckel und Boden bieten dabei die Optionen für jeweils zwei Lüfter, die durch den Hecklüfter ergänzt werden.
Positiv ist dabei das Platzangebot hervorzuheben. Grafikkarten bis 339 mm Länge und CPU-Kühler bis 179 ermöglichen es potente Kühllösungen in dem System zu verbauen. Sogar Netzteil im ATX-Format finden Platz. Dabei sollte der Energielieferant am besten die 180-mm-Marke nicht überschreiten, damit es keine Kompromisse bei der Grafikkarte zu machen gibt. Im Zweifel ist man mit einem SFX Netzteil besser aufgestellt. Spätestens dann kann vorn auch ein 120 mm Lüfter montiert werden.
So setzt Bitfenix in der Front auf einen 60mm (ja, 6 Zentimeter!) kleinen Lüfter, der sich mit einem größeren Netzteil vereinen lässt. Auf voller Drehzahl rotiert der Quirl mit 2.300 U/Min, ist bei synchroner Ansteuerung aber nicht aus dem Luftgeräusch der größeren Lüfter herauszuhören. Auf der anderen Seite fördert der kleine Lüfter aber so wenig Luft durch die Front, dass er sich in der Standard-Konfiguration nicht auf die Temperaturen auswirkt. Verzichtet man auf die Bodenlüfter ist dort Platz für 2x 3,5″ / 2,5″ Festplatten.
Auf der Rückseite können weitere Laufwerke, konkret zwei im 3.5“- und drei im 2.5“-Format, verbaut werden. Ansonsten dient dieser Teil des Gehäuses vor allem als Stauraum für Kabel. Damit diese an Ort und Stelle bleiben, gibt es diverse Laschen für Kabelbinder. Für den mitgelieferten dicken Controller bleibt im Prinzip nur ein Platz übrig, und zwar oberhalb des Mainboards. Das doppeltseitige Klebeband entpuppe sich jedoch als nicht sonderlich haltbar.
Wir verbauen schließlich unser Mini-ITX Testsystem. Während der Einbau von Mainboard und Grafikkarte problemlos von der Hand geht, zeigt das verwendete Corsair RM650x Netzteil, dass ATX Netzteile nicht unbedingt optimal sind: Sowohl zur Grafikkarte wird es knapp als auch nach hinten zum I/O-Panel. Sollte die Grafikkarte über 275 mm lang sein, kann das Netzteil ohne das Bracket aber noch ein paar mm weiter nach unten versetzt werden.
Insgesamt ist auch das Kabelmanagement recht aufwändig, je kürzer die Kabel sind, desto besser. Dennoch erreichten wir mit es Stopfen in der Hauptkammer relativ schnell einen sauberen „Build“.
Belohnt wird der Aufwand durch eine gefällige ARGB-Performance. Unten sorgen die Lüfter für direktes Licht, im oberen Teil leichten wir die Grafikkarte indirekt mit einem der ARGB-Stripes aus.
Temperaturen und Lautstärke
Testsystem für Mini-ITX:
- ASUS ROG Strix B550-I
- AMD Ryzen 9 5800X
- Sycthe Shuriken 2 CPU-Kühler
- 16 GB Corsair Vengeance RGB Pro DDR4-3200
- AMD RX 580X
- Corsair RM650X
Der Prozessor wird auf 1.3V und 3.8 Ghz fixiert und mittels prime95 (8 Threads und 1344k) belastet. Parallel wird Furmark verwendet, um die Grafikkarte auszulasten. Der CPU-Lüfter wird auf maximaler Drehzahl betrieben, der Grafikkartenlüfter auf 1300 U/Min fixiert. Die Gehäuselüfter auf 1000 U/Min betrieben. Der Test läuft bis die maximale Temperaturen erreicht werden, die Raumtemperatur wird aufgezeichnet und die Ergebnisse auf 20 Grad normiert.
Lässt man die Lüfter auf der maximalen Drehzahl laufen ergibt sich ein relativ hoher Schalldruckpegel von 50.5 dB(A). Über den Controller lassen sich die Lüfter aber auch deutlich leiser ansteuern. Der kleine 60 mm Lüfter ist dabei niemals einzeln herauszuhören – bewirkt allerdings auch keine Temperaturunterschiede.
In dem BitFenix Prodigy M 2022 könnte man natürlich ungleich größere Luftkühler. Für die Vergleichbarkeit mit anderen Gehäusen, haben wir aber den Scythe Shuriken 2 beibehalten.
CPU-Temperatur | GPU-Temperatur | RAM | Lautstärke | |
ssupd Meshlicious (Full Mesh) | 81 °C | 74 °C | 39,5/47,2 °C | 46 dB(A) |
Lian Li Q58 | 78,5 °C | 75 °C | 54/55,4 °C | 45 dB(A) |
Zalman M2 Mini | 87 °C | 82 °C | 59/59,9 °C | 46,5 dB(A) |
BitFenix Prodigy M 2022 | 90+ °C | 81 °C | 61/59 °C | 50,5 dB(A) |
Mit der Werkskonfiguration konnte der Ryzen 5800X nicht mehr unterhalb der 90 Grad Marke gehalten werden, wir haben den Test abgebrochen. Auch die Grafikkarte zeigte sich mit 81 Grad sehr warm. Die RAM-Temperaturen lagen mit 60 Grad auf einem hohen, aber nicht zu hohen Level. Diese Werte haben uns (negativ) überrascht, weshalb wir die Messungen doppelt kontrolliert haben.
Da sich die Hardware hier bereits am Limit befindet haben wie weitere Messungen mit Acryl-Deckel und reduzierter Lautstärke nicht mehr durchgeführt.
Fazit
BitFenix hat mit dem Prodigy M 2022 ARGB einen Klassiker in die Moderne geholt. Die Modernisierung ist in dem Sinne gelungen, da man nun aktuelle Eigenschaften wie USB-C, ARGB und Glas erhält. Nostalgiker oder Freunde des gefälligen Designs bekommen zu dem recht viel Platz für Hardware in einem (noch) kompakten Format.
Leider fehlt es dem Prodigy M 2022 aber an einem konsequentere Feinschliff und wirkt nicht in Gänze durchdacht. Die Standard-Belüftung des Gehäuses erscheint nach unserer Messungen alles andere als optimal, der 60 mm Lüfter in der Front wirkt beinahe behelfsmäßig. Das festverbundene I/O-Panel ist zudem etwas unpraktisch.
Am meisten gestört hat uns letztlich aber der Qualitätseindruck. Zwar ist das Prodigy M 2022 im Grunde solide gefertigt, doch ausgerechnet die Plastik-Bügel ziehen den Gesamteindruck stark nach unten, da sie einen wesentlichen Teil des Designs ausmachen. Durch diese steht das Gehäuse außerdem sehr wacklig, verrutscht schnell auf hartem Untergrund und die Haptik kann nicht überzeugen.
Insgesamt können wir daher für das BitFenix Prodigy M 2022 ARGB keine Empfehlung aussprechen.
Positiv
- ordentliches Platzangebot
- Lüfter- und RGB-Controller
- 3 ARGB-Lüfter
- 2 ARGB-Stripes
- ansprechendes Design
Negativ
- Qualität der Plastikgriffe
- wackliger Stand
- hohe Temperaturen in der Werkskonfiguration
- ATX-Netzteile mit Kompromissen
- I/O-Panel fest mit Seitenteil verbunden
Wir haben das Produkt von Caseking zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.