
Es gibt mal wieder ein neues Gehäuse der O11-Serie. Mit dem Lian Li O11 Dynamic Mini V2 Flow erweitert Lian Li die kompaktere Variante des O11D um Kompatibilität mit ATX-Netzteilen. Gleich fünf Lüfter sollen in der Flow-Version zudem für gute Temperaturen sorgen. Wie sich das neue Gehäuse in der Praxis schlägt, haben wir testen dürfen.
Technische Daten des Lian Li O11 Dynamic Mini V2 Flow
| Maße (LxBxH) | ~427 x 273 x 392 mm |
| Material | Stahl, Glas, Aluminium |
| Mainboard-Format | ATX, M-ATX, Mini-ITX |
| Anschlüsse Front | 1x USB Typ C 2 x USB Typ A 1x Audio |
| CPU-Kühler-Höhe | max. 160 mm |
| Grafikkarten-Länge | max. 400 mm |
| max. Laufwerke | 2x 2.5″/3.5″ 2x 2.5″ |
| Vorinstallierte Lüfter (mm) / (U/min) | Seite: 2x 120 mm Reverse-Lüfter (350-1700 U/min) Boden: 3x 120 mm Reverse-Lüfter (350-1700 U/min) |
| Maximale Lüfterinstallation (mm) | Deckel: 2x 140 / 3x 120 mm Rückseite: 1x 120 mm |
| Optionale Radiatoren (mm) | Deckel: max. 360/280 (280 nur bei versetztem mATX Mainboard) Seite: max. 240 |
| RGB-Beleuchtung | – |
| Lüftersteuerung | – |
| Preis: | Amazon.de: € 99,90* |
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Lian Li O11 Dynamic Mini V2 Flow im Detail
Lian Li bietet das O11 Dynamic Mini V2 ohne Lüfter und in der hier vorliegenden Flow-Version mit gleich fünf vormontierten 120-mm-Lüftern an. Der Preis (UVP) steigt dadurch von 89,90€ auf gerade mal 99,90€, weswegen das O11 Dynamic Mini V2 Flow preislich besonders attraktiv ist.

Das Gehäuse bleibt dem typischen O11 Dynamic Design mit Glasseite und Glasfront treu und verzichtet dort auf eine Strebe, die den Einblick trüben könnte. Die Front besteht nun komplett aus Glas, ist unten angewinkelt und lässt sich entfernen.

Im Vergleich zum ersten Mini ist das Mini V2 ein wenig größer. Bei 273,3 x 391,95 x 423,6 mm (B x H x T) ist es vor allem die Höhe, die rund 12 mm zunimmt. Unten an der Vorderseite ist das I/O-Panel, bei dem es sich um ein eher einfaches Kunststoffmodul handelt, platziert. Es kann jedoch auch im Deckel eingebaut werden, wozu dieser im rechten Teil eine entsprechende Blende hat.
Mit Audiobuchse, zwei USB-3.0-Ports und einem USB-C-Anschluss bietet es eine typische Anschluss-Ausstattung. LEDs und Resetbutton gibt es jedoch nicht, trotzdem nutzt Lian Li intern einen kombinierten Stecker.

Der Deckel ist zweigeteilt, beide Elemente lassen sich getrennt abnehmen und sind mit Schrauben gesichert. Der Hauptteil des Deckels hat große, lange Luftschlitze mit dahinterliegendem Staubfilter.
Die gleichen Öffnungen findet man auch am rechten Seitenteil, ebenso einen Staubfilter. Das Gitter des Netzteils, das leicht nach außen gewölbt ist, hat jedoch keinen Staubfilter. Die beiden Seitenteile können einfach vom Gehäuse abgezogen werden, wobei das Glas zusätzlich gesichert ist. Verarbeitung und Materialstärke sind gelungen und für die Preisklasse überdurchschnittlich. Im Bereich der großen Luftschlitze gibt der Deckel unter Druck aber natürlich recht leicht nach.
Der Deckel kann bis zu drei 120-mm-Lüfter oder zwei 140-mm-Lüfter aufnehmen. Auch entsprechende Radiatoren sind möglich. Sollte man ein ATX-Board verwenden ist jedoch lediglich ein 240/360er und kein 280er kompatibel. Bei M-ATX/ITX Boards kann ein 280er-Radiator verbaut werden, wenn das Mainboard auf der unteren Position verbaut wird.

Eine weitere Position für 240-mm-Radiatoren bietet die Seite, wo ab Werk bereits zwei 120-mm-Lüfter verbaut sind. Genau wie bei den drei 120-mm-Lüftern am Boden handelt es sich um Reverse-Lüfter, sodass diese Luft in das Gehäuse fördern und dabei die hübschere Seite präsentieren. Die Lüfter am Boden sind um 10° angewinkelt, der dortige Staubfilter wird zur Reinigung nach hinten ausgezogen.

Die Lüfter sind als Dreier- und Zweiergruppe miteinander verbunden, sodass man am Ende nur zwei PWM-Anschlüsse benötigt. Ihr Drehzahlbereich startet bei erfreulich niedrigen ~350 U/min, wobei sie sehr leise sind und nicht durch störende Nebengeräusche auffallen. In der Spitze erreichen sie ca. 1700 rpm. Unterhalb von 10% PWM standen sie am Testsystem komplett still.
Das Mainboard-Tray bietet Besonderheiten. Es sind ATX-Boards kompatibel, inkl. Back-Connect. Gleichzeitig gibt es allerdings nur 5 Slotblenden, so dass der obere Slot nicht genutzt werden kann. Dies sollte bei den meisten Mainboards aber kein Problem darstellen, da der PCIe x16-Slot meist eine Position tiefer sitzt. Sollte ein mATX genutzt werden, kann dieses auch tiefer montiert werden, wozu es eine Blende im I/O-Bereich gibt. Dies sorgt für mehr Platz im Deckel. Auch die Kabeldurchführung neben dem Board lässt sich mit verschieben.

Hinter den Bodenlüftern findet man eine Grafikkartenstütze. Diese ist in der Höhe und in der Tiefe verstellbar. Eine vertikale Montage der GPU ist möglich. Die entsprechende Montagevorrichtung liegt bei, ein Riserkabel muss jedoch gesondert erworben werden.
Auf der Rückseite lässt sich in der V2 nun auch ein ATX-Netzteil montieren. Bedingt durch die sehr ausgereizten Platzverhältnisse muss dieses zunächst an einer Blende montiert werden, da die Schraublöcher sonst nicht erreichbar sind.

Auf der großen Blende in der Rückseite können zwei 2,5-Zoll-Laufwerke montiert werden. Weitere finden in den beiden modularen Käfigen Platz, die je wahlweise ein 3,5“ oder 2,5“-Laufwerk aufnehmen können.

Zum Lieferumfang des Gehäuses gehören eine Anleitung, Schrauben und Kabelbinder sowie Rahmen und Stütze für die vertikale GPU-Montage.

Der Einbau des Testsystems gestaltete sich im Grunde unkompliziert, bei Verwendung eines ATX-Mainboards und ATX-Netzteils gibt es jedoch die ein oder andere kleine Eigenart/Herausforderung. So ragt das Netzteil leicht über den Gehäuserand und die Schraublöcher sind nicht erreichbar – es muss zunächst eine Blende ausgebaut und mit dem Netzteil verschraubt werden.

ATX-Mainboards reichen bis hinter die Bodenlüfter. Die unteren Schraublöcher sind quasi verdeckt, wir konnten aber gerade noch die Schrauben erreichen. Der Anschluss der Kabel ist in diesem Bereich entsprechend auch etwas fummliger, oder kann den Ausbau der Halterung der Bodenlüfter notwendig machen. Dazu müssen allerdings nur zwei Schrauben am unteren Rahmen gelöst werden und die Lüfterhalterung kann entnommen werden. Bei CPU-Kühlern ist die max. Höhe von 160 mm zu beachten.

Letztendlich konnte unser System aber problemlos eingebaut werden.
Kühlleistung und Lautstärke des O11 Dynamic Mini V2 Flow
Testsystem und Ablauf
- AMD Ryzen 5800X @ 100W
- be quiet! Dark Rock Slim
- MSI B550 Gaming-Plus
- Zotac GeForce RTX 3080 12 GB Trinity OC
- 16 GB DDR4-RAM Corsair Vengeance RGB
- be quiet! Straight Power 12 750W
Als Software dienen prime95 (12k ohne AVX) für die CPU und MSI Kombustor für die GPU. Jeder Testlauf ging 10-Minuten nach einer Aufwärmzeit von 30 Minuten. Die Werte sind der jeweilige Durchschnittswert dieser 10 Minuten, normiert auf 20 Grad Raumtemperatur. Für die Messung bei gleichem Schalldruck werden die Gehäuselüfter auf 36 dB(A) reguliert (30 cm Abstand schräg von vorn). CPU-Lüfter und Grafikkartenlüfter werden auf 36 und 40 dB(A) fixiert. Die Gehäuse wurden jeweils zweimal gemessen und der Durchschnittswert beider Durchgänge genommen.
Hinweis: Solche Temperaturbeobachtungen unterliegen natürlich Variablen und Toleranzen und lassen sich auch nicht 1:1 auf andere Systeme übertragen! Neben der erreichten Abwärme spielen auch die verwendeten Kühllösungen eine Rolle.
Temperaturen und Lautstärke bei maximaler Drehzahl
Mit 48 dB(A) kann das O11 Dynamic Mini V2 Flow beziehungsweise dessen Reverse-Lüfter ziemlich aufdrehen. Es erlaubt aber auch einen extrem leisen Betrieb. Die Lüfter werden ab 50% langsam auffälliger wo zu dem Luftrauschen ein surrender Unterton immer weiter zunimmt. Bei der einheitlichen Ansteuerung gibt es immer wieder ein Pulsieren (An- und Abschwellen), was man mit unterschiedlichen PWM-Werten der beiden Lüftergruppen etwas reduzieren kann.

Das Mini V2 ist kein klassisches Airflowgehäuse, kann aber bei maximaler Drehzahl ordentliche Temperaturen bieten. In unserem System waren diese zwar nicht mit richtigen Airflow-Modellen vergleichbar, aber solide. Gerade die Grafikkarte wurde gut gekühlt, die CPU war etwas wärmer, aber nicht zu warm. Der RAM erscheint extrem kühl, was aber vor allem für eines der beiden Module galt, vermutlich weil es direkt im Strom des Seitenlüfters liegt.
Angepasste Lautstärke

Die Absenkung der Drehzahlen führte zu einem Anstieg von ca. 4-5 Grad. Mit ungefähr 70 Grad darf man die GPU nach wie vor als sehr gut gekühlt bezeichnen. Die CPU wurde wieder etwas wärmer, offensichtlich da die Bodenlüfter die warme Luft der Grafikkarte nach oben drücken. Möglicherweise bieten die freien Lüfterplätze oder der Einsatz einer AiO hier Spielraum zur Optimierung. Der RAM wurde nun deutlich wärmer als zuvor, blieb aber auf gutem Niveau.
Update: Auswirkung weiterer Lüfter
In diesem kleinen Update haben wir die Auswirkungen weiterer Lüfter auf die Temperaturen überprüft und geschaut, ob sich die Kühlleistung des O11 Dynamic Mini V2 Flow noch optimieren lässt.
Dabei wurden immer die werkseitig verbauten Lüfter beibehalten und um Lüfter im Heck und Deckel ergänzt. Neben der Konfiguration mit zwei ausblasenden Deckellüftern kam auch ein Setup mit einem ausblasenden und einem Deckellüfter als Einlass zum Einsatz. Dieser Deckellüfter wurde vorne, also oberhalb des RAMs/vor dem CPU-Kühler, montiert. Als Lüfter kamen Noctua A12x25 G2 zum Einsatz. Die Drehzahlen wurden so angepasst um immer auf ~36 dB(A) zu bleiben, wobei die Lüfter allesamt ungefähr mit der gleichen Drehzahl betrieben wurden.
Es wurde jeweils nur eine Stichprobe gemacht um eine Tendenz zu zeigen. Lediglich die letzte Konfiguration wurde mehrmals überprüft. Wie immer gilt, dass sich dies nicht auf andere Systeme übertragen lassen muss

Man sieht zunächst, dass jede Konfiguration die zuvor eher etwas höhere CPU-Temperatur weiter verbessert und hilft, das Gehäuse im oberen Bereich besser zu entlüften. Ein Hecklüfter brachte nur eine leichte Verbesserung bei CPU/RAM, auf die GPU hatte er keine Auswirkung. In Kombination mit einem Deckellüfter (hinten) verbesserte sich die CPU-Temperatur weiter und auch die GPU profitierte nun. Ein zweiter Lüfter im Deckel, der warme Luft aus dem Gehäuse schafft, konnte die Temperaturen nochmal verbessern.
Die etwas unkonventionelle Konstellation wo der Deckellüfter im vorderen Bereich als Einlass montiert wurde, sorgte nochmal für 1 Grad bessere Temperaturen im Bereich der CPU und des RAMs. Allerdings wurde die Grafikkarte nun wieder wärmer im Vergleich zu der Konfiguration mit zwei Deckellüftern als Auslass. Damit lag sie letztlich wieder auf dem gleichen Niveau wie mit der Werkskonfiguration während die CPU aber deutlich besser gekühlt wurde.
Fazit
Trotz inzwischen zahlreicher Modelle des O11 ist das Lian Li O11 Dynamic Mini V2 (Flow) eine gelungene Ergänzung des Portfolios bzw. Aktualisierung des ersten Mini. Das Gehäuse wird nur etwas größer, kann dafür aber nun ATX-Netzteile und weiterhin ATX-Mainboards aufnehmen. Natürlich gibt es bei großer Hardware auf dem Raum Kompromisse zu machen – das Mainboard wird teils von Bodenlüftern verdeckt, es gibt nur 5 Slotblenden und eine eingeschränkte Radiatorkompatibilität im Deckel – aber insgesamt ist der Aufbau durchdacht und gelungen. Mit kleinen Mainboards zeigt sich das Gehäuse dann noch komfortabler, und variabler was den Platz im Deckel angeht.
Funktional ist das Dynamic Mini V2 gelungen und wird mit guten Ausstattungsdetails abgerundet. Es gibt eine flexible GPU-Stütze, zwei Positionen für das Anschlusspanel und die Seitenflächen lassen sich einfach entfernen. Bis auf das Netzteil gibt es auch einen umfassenden Staubschutz.
Vor allem die Flow-Variante des O11 Dynamic Mini V2 ist auch vom Preis her sehr attraktiv, da für knapp 100€ gleich fünf Reverse-Lüfter enthalten sind, die auf ein angenehmes Niveau gedrosselt werden können. Die Kühlleistung stellt in der Werksausstattung keine Rekorde auf, ist aber solide und die Materialwahl ansprechend.
Wir haben das Produkt vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.






