Die AMD Ryzen 7000X CPUs sind bezüglich der Temperaturen durchaus eine Herausforderung. Besonders unter starker Belastung sind Temperaturen von über 90 Grad durch PBO eher Regel als Ausnahme. Daher schauen wir uns folgend an, welche Einflüsse unterschiedliche CPU-Kühler auf einen Ryzen 7700X haben.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Getestet und verglichen werden die Kühler für AM5 auf einem AMD Ryzen 7700X. Der Prozessor hat zwar eine geringere Leistungsaufnahme als die beiden größere Geschwister, aber mit nur einem CCD wird es aber dennoch schnell sehr heiß unter dem kleinen Heatspreader.
Durch PBO landet man bei maximaler Auslastung schnell im Temperaturlimit (Standard 95 Grad) und dann wird seitens der CPU auf die Takt- und Spannungsbremse getreten. Da man natürlich im Gaming oder im Alltag seltener die volle Leistung aus der CPU pressen muss und ein Vergleich mit allen Kühler auf 95 Grad ziemlich öde wäre, haben wir die Luftkühler mit unterschiedlichen Szenarien getestet.
Trotzdem lohnt ein Blick auf die Standardsetting mit PBO. Wir notieren hier den Durchschnitt von Leistungsaufnahme und Takt (ausgelesen per Software), der über den je 30-minütigen Testdurchlauf anlag.
Das Setting mit fester Leistungsaufnahme soll klassisch zeigen welcher Kühler den Ryzen 7000 am besten kühlt. Die Leistungsaufnahme haben wir bei 100 Watt im UEFI fixiert. Das ist etwas mehr als mit dem berühmten „Eco Modus“ (88Watt) und ist schon eine intensivere Belastung, ohne ins Extrem zu fallen.
Neben den verschiedenen Szenarien müssen sich die Kühler sowohl bei festen Drehzahlen als auch bei gleichem Schallpegel beweisen. Die festen Drehzahlen nutzen wir, damit die Ungenauigkeiten der dB(A)-Messung durch das Voltcraft SL-100 keine Rolle spielen. Hierbei nutzen wir die maximale Drehzahl, 1000 U/Min und 650 U/min für den absoluten Silent-Betrieb.
Folgendes Testsystem nutzen wir:
- AMD Ryzen 7700X
- NZXT N7 B650E
- 2x 16GB DDR5-Ram G.Skill FlareX 5 6000 MHz
- PNY XLR8 CS3030 SSD
- Fractal Meshify 2 XL (Gehäuselüfter auf 800 U/min)
- Seasonic Focus PX-650
Als Software für die Hitze dient prime95 (12k ohne AVX), da die Auslastung dort, nach unserer Beobachtung, recht konstant ausfällt. Bei Stichproben mit Cinebench lag der Takt im Schnitt etwas höher, streute aber etwas mehr – so unser Eindruck. Ohnehin gilt, dass die folgenden Ergebnisse von einem System in einem Anwendungsfall zustande kamen und die Toleranzen bei den sehr engen Abständen das Bild auch schnell umdrehen könnten.
Zum Vergleich der CPU-Kühler haben wir ein breites Portfolio aus den letzten Tests gewählt. Vom günstigen Kühler mit weniger Heatpipes, mit und ohne direct-touch bis zum teuren 7-Heatpipe-Premium-Produkt reicht die Bandbreite und etwas ARGB gibt’s auch.
Wir starten mit 5 Kühlern, konkret:
- Noctua NH-U12S: 120-mm-Tower mit 5 Heatpipes
- Noctua NH-U12A: 120-mm-Tower-Kühler mit 7 Heatpipes und zwei Lüftern
- Endorfy Fortis 5 Dual: 6 Heatpipes mit direct Touch und 140-mm- und 120-mm-Lüfter
- Deepcool AK400: 120-mm-Tower mit 4 Heatpipes und direct Touch
- be quiet! Dark Rock 2 FX: Einsteiger-Tower mit ARGB-Lüfter
Weiterhin ergänzen wir den Artikel, wann immer wir einen weiteren, spannenden Kühler in die Hand bekommen.
Die AM5-Kühler im Überblick
Hier erstmal ein kurzer, knackiger Überblick
Noctua NH-U12A chromax.black | Noctua NH-U12S chromax.black | |
---|---|---|
Maße mit Lüfter (H x B x T) | 158×125×112 mm | 158 x 125 x 71 mm |
Material | Kupfer, Aluminium | Kupfer, Aluminium |
Gewicht | 1220 g | 755 g |
Heatpipes | 7 x 6 mm (Bodenplatte) | 5 x 6 mm (Bodenplatte) |
Lüfter | 2x 120 mm NF-A12x25 chromax.black PWM (450 bis 2000 U/min) | 1x 120 mm NF-F12 chromax.black (300 – 1500 U/min) |
Preis | Amazon.de: € 129,90* | Amazon.de: € 89,90* |
Endorfy Fortis 5 Dual | Deepcool AK400 | |
---|---|---|
Maße mit Lüfter (H x B x T) | 159 ×144×131 mm | 155 x 127 x 77 mm |
Material | Kupfer, Aluminium, Plastik | Kupfer, Aluminium, Platik |
Gewicht | 890 g | 661 g |
Heatpipes | 6 x 6 mm direct touch | 4 x 6 mm direct touch |
Lüfter | 1x Fluctus 120 mm (300 bis 1400 U/Min) 1x Flutcus 140 mm (300 bis 1400 U/Min) | 1x 120 mm FC120P (360 – 1800 U/min) |
Preis | Amazon.de: € 49,95* | Alternate.de: € 27,90* |
be quiet! Pure Rock 2 FX | |
---|---|
Maße mit Lüfter (H x B x T) | 155×121×87 mm |
Material | Kupfer, Aluminium |
Gewicht | 681 g |
Heatpipes | -4 x 6 mm -direct Touch |
Lüfter | -1x Light Wings PWM Highspeed (max. 2000 U/min) -ARGB-Beleuchtung |
Preis | Amazon.de: € 49,29* |
Noctua NH-U12A chromax.black
Die schwarze Version von Noctuas Prestige-Objekt kombiniert möglichst viel Kühler auf kompakten Maßen damit die Kompatibilität, anders als beim maximal großen NH-D15, erhalten bleibt. Die RAM-Slots bleiben frei und auch eine GPU wird nicht tangiert. Der etwas dickere Tower-Kühler verfügt über sieben 6-mm-Heatpipes was quantitativ enorm ist. Nur wenige Kühler setzen auf diese Anzahl an Wärmeleitrohren.
Außerdem sind gleich zwei der Noctua NF-A12x25 Lüfter verbaut, die das derzeitige Flaggschiff des Herstellers darstellen. Diese werden in einem Push-Pull-Verband an den Tower eingehängt, was der Effizienz guttut. Die Akustik der Lüfter ist eine ihrer Stärken, außer man nutzt ihre hohe Maximaldrehzahl aus. Das Ganze hat seinen Preis: Der NH U12A ist einer der teuersten, wenn nicht gar der teuerste, Luftkühler derzeit.
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Noctua NH-U12S chromax.black
Der NH-U12S ist an sich schon etwas schlanker als der NH-U12A, nutzt fünf Heatpipes samt Bodenplatte aus Kupfer und „nur“ einen NF-F12-Lüfter mit bis zu ~1500 U/min. Entsprechend gibt es auch hier keine Probleme mit den RAM-Slots und mit 158 mm passt der Kühler in viele Gehäuse.
Den Kühler gibt es ebenfalls auch in Silber. Die schwarze Version kostet für die Kühlergroße schon ein respektables Sümmchen, hier kann man bei der Konkurrenz erheblich günstiger fahren. Wie bei allen Noctua-Kühlern ist die Montage auch auf AM5 ein Kinderspiel.
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Deepcool AK400
Der Deepcool AK400 hat als schlanker 120-mm-Tower in den Vergleich gefunden, da er auf das Direct-Touch-Prinzip setzt, also keine Bodenplatte bietet. Der Lüfter kann sehr leise arbeiten, bei höheren Drehzahlen gibt es im Verbund mit dem Tower jedoch auch mal unangenehme Geräusche, meist in Form eines Heulens.
Interessant ist, dass zwei der Heatpipes eher mittig, die anderen weiter nach außen positioniert sind. Der Kühler ist in jeder Dimension so kompakt, dass es keine Probleme mit umliegenden Bauteilen geben sollte. Auch die Montage gestaltet sich auf AM5 unkompliziert und eine Kunststoffplatte rundet die Optik ab.
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Endorfy Fortis 5 Dual
Der Endorfy Fortis 5 Dual (ehemals SilentiumPC) konnte damals durch eine hohe Leistung und geringe Lautstärke überzeugen. Seine Besonderheit liegt nicht nur in zwei verbauten Lüftern in unterschiedlichen Größen, sondern, dass er die hohe Anzahl von Heatpipes (6x6mm) mit dem direct-Touch-Prinzip vereint.
Etwas weniger aufwändig ist die Verarbeitung, des leicht spartanischen Kühlers. Da er außerdem etwas breiter ist als die anderen Kandidaten, kommt er den Mainboard-Kühlern sehr nah. Zwei Lüfter in unterschiedlicher Größe arbeiten im Push-Pull-Betrieb, führen dabei ab ab und an zu einem Ansauggeräusch durch den hinteren Lüfter.
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be quiet! Dark Rock 2 FX
Auch der be quiet! Dark Rock 2 FX darf mitmischen. Die be quiet! Kühler sind nicht nur sehr beliebt, sondern der Kühler bringt auch eine ARGB-Beleuchtung über den Light Wings Lüfter mit. Die Beleuchtung wertet den ohnehin schon attraktiven Kühler weiter auf. Eine Deckelplatte und Kappen auf den Enden der Heatpipes runden das Gesamtbild ab!
Der verringerte Durchmesser der Lüfter hat zur Folge, dass er auf die Umdrehungen pro Minute gesehen leiser, aber weniger kraftvoll ist. Verarbeitung und Kompatibilität geben keine Anlass zur Kritik. Auch die Montage ist simpel, wenn auch nicht ganz so perfekt gelöst wie bei Noctua, da die Montagebrücke nicht fest mit der Grundplatte verbunden ist.
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Kühlleistung und Lautstärke
Kühlleistung Standardsetting mit PBO
Jeder Kühler landete bei dem Szenario unabhängig der Drehzahl auf 95+ Grad. Die Raumtemperatur war über die Test-Tage recht konstant, so dass hier nur wenig Einfluss gegeben sein sollte. Dennoch werden wir weitere Kühler hier nicht ergänzen.
Maximale Drehzahl
dB(A) | ⌀Takt | ⌀Watt CPU | |
---|---|---|---|
Noctua NH-U12A chromax.black | 47,7 | 5117 MHz | 135 |
Deepcool AK400 | 45,9 | 5105 MHz | 133 |
Endorfy Fortis 5 Dual | 40,5 | 5102 MHz | 132 |
Noctua NH-U12S chromax.black | 42,8 | 5096 MHz | 130 |
be quiet! Pure Rock 2 FX | 42 | 5059 MHz | 125 |
Bis auf den Pure Rock 2 FX ist die Leistungsdichte enorm und es gibt kaum Unterschiede – außer in der Lautstärke. Der AK400 überrascht, ist aber deutlich lauter als die Verfolger, mit Ausnahme des U12A.
Leistung bei 40 dB(A)
⌀Takt | ⌀Watt CPU | |
---|---|---|
Noctua NH-U12A chromax.black | 5112 MHz | 132 |
Endorfy Fortis 5 Dual | 5101 MHz | 131 |
Deepcool AK400 | 5087 MHz | 130 |
Noctua NH-U12S chromax.black | 5087 MHz | 129 |
be quiet! Pure Rock 2 FX | 5042 MHz | 124 |
Reduziert man die Drehzahlen auf ein einheitlichen Schalldruckpegel, rückt alles noch dichter zusammen. Der Pure Rock 2 FX ist zwar weiter das Schlusslicht, hält aber mit. Hier tut sich der Fortis 5 Dual hervor, aber es zeigt sich auch, dass der NH-U12A auch ohne hohen Pegel gut abschneidet!
Leistung bei 1000 U/min
dB(A) | ⌀Takt | ⌀Watt CPU | |
---|---|---|---|
Noctua NH-U12A chromax.black | 34,8 | 5068 MHz | 127 |
Deepcool AK400 | 34,6 | 5038 MHz | 124 |
Endorfy Fortis 5 Dual | 35,9 | 5090 MHz | 129 |
Noctua NH-U12S chromax.black | 35,8 | 5051 MHz | 124 |
be quiet! Pure Rock 2 FX | 33,9 | 4951 MHz | 113 |
Der Fortis 5 Dual hat bei gleicher Drehzahl seine Vorteile, nutzt allerdings auch einen größeren Lüfter. Der Pure Rock 2 FX verliert massiv an Leistung, ist aber schon an der Untergrenze der uns möglichen dB(A)-Messung angekommen.
Leistung bei 650 U/min
⌀Takt | ⌀Watt CPU | |
---|---|---|
Noctua NH-U12A chromax.black | 5004 MHz | 118 |
Endorfy Fortis 5 Dual | 5033 MHz | 122 |
Deepcool AK400 | 4929 MHz | 111 |
Noctua NH-U12S chromax.black | 4976 MHz | 115 |
be quiet! Pure Rock 2 FX | 4810 MHz | 100 |
Bei extrem niedriger Drehzahl verlieren die kleinen Kühler etwas mehr an Boden.
Insgesamt ergibt sich folgendes Bild: Ein gut ausgestatteter Kühler kann ein paar Watt/MHz gewinnen. Auf die Lautstärke gesehen performen die Kühler allesamt sehr ähnlich. Bei fester Drehzahl hat der Fortis 5 Dual einen Vorteil, der Lüfter hat jedoch einen größeren Durchmesser. Der Pure Rock 2 FX schwächelt dann mehr, ist aber auch leiser.
Feste Leistungsaufnahme (100W)
Die CPU wird auf 100 Watt limitiert und eine halbe Stunde mit prime95 (12K, ohne AVX) belastet. Dabei wird die Durchschnittstemperatur der CPU notiert und auf 20 Grad Raumtemperatur normiert.
Die Kühler liegen auch hier extrem dicht zusammen, das Ranking also Aufgrund der Toleranzen sehr wacklig. Der Fortis 5 Dual und U12A sind quasi gleichauf, der AK400 und U12S spielen ebenfalls ein hin und her.
Fast Jeder Kühler war bei dieser Leistungsaufnahme durchgehend in der Lage die CPU unter dem 95 Grad Temperaturlimit zu halten, sogar mit noch etwas Puffer. Der Pure Rock 2 FX hat bei 1000 U/min langsam Probleme, ist allerdings bereits extrem leise. Er ist der einzige Kühler, der bei 650 U/min ins Limit geraten ist, aber auch der Deepcool verliert hier deutlich an Boden.
Fazit
Die Frage nach wieviel Kühler man braucht ist zumindest bei der verwendeten CPU durch das kompromisslose Takt-Verhalten erneut schwierig zu beantworten. Ein größerer (hochpreisiger) Kühler holte beim 7700X hier und da ein paar Grad raus bzw. spendiert im Extremfall ein paar MHz mehr, aber es zeigt sich mal wieder, dass sich unter den Tower-Kühlern einer gewissen Größe wenig tut.
Zu klein denken sollte man aber nicht, vor allem nicht, wenn man wirklich einen möglichst leisen Betrieb anstrebt. Wenn man hauptsächlich zockt bzw. seine CPU nur teilweise auslastet, fährt man mit einem Mittelklasse-Kühler nach unsere Ansicht ganz gut. Man sollte da auch auf Kompatibilität, mitgelieferten Lüfter, Preis usw. achten und für etwas Airflow im Gehäuse sorgen, damit die GPU-Abwärme die Situation nicht doch mehr an die Grenze bringt.
Der sündhafte teure Noctua NH-U12A holte hier das Meiste aus dem System und ist abseits des Preises kaum zu beanstanden. Der günstigere, kleine Deepcool AK400 hat bei hohen Drehzahlen eine respektable Kühlleistung erzielt, gibt hier aber durch den auffälligeren Lüfter Raum für Kritik. Auch der Fortis 5 Dual konnte überzeugen. Seine Anmutung kommt zwar nicht an die anderen Probanden heran, die Leistung jedoch ist sehr gut, wenn man den etwas höheren Platzbedarf in der Breite erfüllen kann. Der Pure Rock 2 FX hält noch mit, wenn seine Drehzahl nicht zu niedrig angesetzt wird. Insgesamt lag er aber etwas hinter den anderen Kandidaten.