Nachdem der Frost Spirit 140 V3 (Test) ziemlich Eindruck hinterlassen hat, folgt mit dem Phantom Spirit 120 SE ein weiterer Preisleistungs-Gigant von Thermalright, der einiges sogar noch besser macht.
Inhaltsverzeichnis
Technische Daten
Maße (L x B x H) | 110×125×154 mm (ohne Lüfter) |
Typ | Dual-Tower |
Gewicht | ca. 1065 g mit Lüfter |
Heatpipes | 7 x 6 mm |
Kompatibilität Intel | LGA 115X/1200/1700 |
Kompatibilität AMD | AM4/ AM5 |
Lüfter | TL-C12B V2: 120x120x25 mm |
Drehzahl | PWM, ca. 380~1500 U/min |
Preis | Amazon.de: € 53,90* |
Thermalright Phantom Spirit 120 SE im Detail
Auch der Phantom Spirit SE ist für einen Luftkühler mit dieser Ausstattung zum Spottpreis erhältlich. Wir haben gerade mal ~39€ bezahlt. Erneut der Hinweis, dass wir keine Info zur Beständigkeit dieses Preises haben, die Beurteilung beruht auf dem Preis zum Kaufzeitpunkt, der sich allerdings bis zum Stand der Veröffentlichung immer noch auf diesem Niveau bewegte!
Was aber bekommt man für so wenig Geld? Zunächst viel Kühler, der aber doch etwas sparsamer mit dem Platz umgeht als der Frost Spirit oder ein NH-D15 usw. Mit 154 mm Höhe passt der Phantom Spirit 120 SE in viele Gehäuse und ist dank des 120-mm-Lüfterformats auch nur 125 mm breit. Damit wildert er also eher im Bereich eines Scythe Fuma 3. Trotz der eher geringen Breite ist der Kühler seitlich versetzt, also nochmal von den PCIe-Slots weg.
Zum Lieferumfang gehört unter anderem ein Y-Kabel, eine Spritze mit Wärmeleitpaste und natürlich das Montagematerial. Es gibt zwei Paar Lüfterklammern. Die Backplates für die Intel-Sockel bestehen aus Plastik. Eine Ausführung aus Stahl wäre schöner.
Was der Phantom Spirit 120 SE im Vergleich zum Scythe Fuma 3 anders macht ist, dass er nicht von den RAM-Slots versetzt ist und Kühler wie Lüfter diese überbauen. Die RAM-Höhe beeinflusst also auch die Höhe des Lüfters. Schon beim Corsair Vengeance musste der vordere Lüfter minimal höher eingehakt werden. Es ist ein wenig schade, dass man hier nicht mehr auf freie RAM-Slots geachtet hat.
Durchaus bemerkenswert ist die Heatpipe-Ausstattung: Sieben 6-mm-Heatpipes sind ohnehin schon nicht die Regel und eigentlicher eher Modellen wie den aktuellen Dark Rock-Kühlern und Assassin IV vorbehalten, die das Doppelte bis Dreifache kosten und generell mehr Masse mitbringen. Der „kleinere“ Phantom Spirit 120 SE fährt hier also voll auf. Die Heatpipes sind in der Gen4, also neuer als beim Frost Spirit V3. Die Bodenplatte ist vernickelt.
Jeder Kühlturm besteht aus 51 Lamellen inkl. der schwarzen. Die Finnendichte ist also recht hoch, was theoretisch bei hohen Drehzahlen Vorteile haben dürfte. Sogar eine ansprechende Deckellamelle wurde nicht eingespart, lediglich die nackten Heatpipes ragen daraus hervor. Optisch ist das Ganze schlicht bis einfach, aber keinesfalls unansehnlich und im Prinzip sogar etwas hübscher als beim nackten NH-D15.
Die Verarbeitung ist beim vorliegenden Modell erstmal ohne große Kritikpunkte. Keine scharfen Kanten oder losen Lamellen waren zu beklagen. Das Schwarz hatte eine minimale Schramme und die Heatpipes sind am Rande der Bodenplatte nicht ganz perfekt beschichtet, sei es drum.
Die Lüfter sind haptisch nichts Besonderes, es gibt jedoch gummierte Ecken. Die technischen Werte überzeugen: Der Drehzahlbereich erstreckt sich von sehr guten 380 rpm bis 1500 U/min und fielen im leisen Bereich nicht durch störende Nebengeräusche auf.
Die Lüfter werden im Bereich von ~1100 U/min hörbarer und haben auf dem Kühlkörper eine surrende Charakteristik, nicht aber das unangenehme Laufgeräusch des Assassin IV. Den Phantoms Spirit SE gibt es auch mit ARGB-Lüftern. Außerdem eine Non-SE Variante und ein EVO-Modell.
Montage
Bilder vom montierten Kühlern wurden leider vergessen und das System wird derzeit anderweitig gebraucht. Wir werden die Bilder bei Gelegenheit ergänzen.
Bei der Montage auf LGA1700 stößt die eher billig wirkende Backplate aus Plastik etwas auf. Hier wäre ein Modell aus Metall wie bei dem Frost Spirit oder anderen aktuellen Kühlern doch ansprechender gewesen. Thermalright bietet separat einen Contact Frame für LGA1700 an, diesen nutzen wir jedoch nicht. Da es zwei verschiedene Backplates für die Intel-Sockel gibt, entfällt das kleinteilige vorbereiten. Man setzt auf Klebestreifen zur Unterstützung, da die Abstandshalter nur aufgesteckt werden und die Backplate bis zum Festschrauben nicht von alleine hält.
An sich ist die Montage aber nach dem gängigen Ablauf und schnell erledigt. Sprich auf die Backplate und dessen Gewinde kommen die Abstandshalter und darauf werden die Brücken mit Schrauben montiert. Auf AMD gestaltet sie sich dank Standard-Backplate noch einfacher. Die Lüfter werden mit gut haltenden Klammern eingehakt. Ein Y-Kabel liegt bei, ein Schraubendreher allerdings nicht.
Kühlleistung und Lautstärke des Phantom Spirit 120 SE
Den Kühler konnten wir bisher nur auf LGA1700 testen. Temperaturen für AM5 werden noch in einem Update folgen!
Testsystem
- Intel Core i5-13600K
- MSI Z790 Tomahawk WiFi
- 2x 16GB Corsair Vengeance DDR5-6000
- be quiet! Shadow Base 800 DX (Zwei Frontlüfter + Hecklüfter)
- be quiet! Straight Power 12 1000W
Die Kühler werden bei einer möglichst konstanten CPU-Leistungsaufnahme von 181W getestet. Dazu kommt prime95 zum Einsatz mit fester FFT-Größe (12) und AVX. Gemessen wurde nach einer Aufwärmphase von 30 Minuten die Differenz der Durchschnittstemperatur aller Kerne zur Raumtemperatur über einen Zeitraum von 10 Minuten. Die Ergebnisse wurden dann auf 20 Grad Raumtemperatur normiert. Das Ganze bei maximaler Drehzahl, bei 40 dB(A) und, falls möglich, bei 1000 U/min und 36 dB(A) (30cm Abstand). Die Gehäuselüfter werden bei 1000 U/min betrieben.
Zur Sicherheit wurde auch nochmal eine Montage mit Noctua-Wärmeleitpaste durchgeführt, die die Ergebnisse nicht beeinflusste bzw. leicht schlechter ausfiel.
Maximale Drehzahl
Das ist ein ziemlicher Paukenschlag. Mit 68 Grad hält der Phantom Spirit 120 SE im Bereich der Toleranzen Anschluss an die stärksten Kandidaten und lässt einige sogar hinter sich. Wirklich ein Top-Ergebnis. Hier nochmal der Hinweis, dass der Assassin IV subjektiv der lauteste/unangenehmste Kühler ist, aber das einfache Messgerät nicht entsprechend ausschlagen lässt. Dass der NH-D15 mit über einem Grad geschlagen wird, werden wir mit einer weiteren Messung nochmal überprüfen, man muss hier natürlich die Genauigkeit solcher Messungen berücksichtigen. So oder so: Das Ergebnis ist hervorragend!
Temperaturen bei einheitlicher Lautstärke
40dB(A)
Bei 40 dB(A) kann der Thermalright Kühler weiter locker mithalten, obwohl er der kleinste und leichteste Kühler im Testfeld ist. Man muss bedenken, dass die anderen Kühler allesamt deutlich mehr wiegen. 70,9 Grad sind bei zwei 120-mm-Lüftern, die auch recht deutlich gedrosselt wurden (ca. 1180 U/min), klasse. Im Endeffekt gibt es bei der Leistung kaum Unterschiede zwischen den Kühlern, beim Preis hingegen schon.
36 dB(A)
Auch die Leistung auf leisen 36 dB(A) ist sicher bemerkenswert, da man sich auf Augenhöhe mit dem DRP5 und FS140 V3 befindet. Hier muss man sich aber den größeren Kandidaten wie dem A115 oder Dark Rock Elite leicht geschlagen geben, was neben der Größe auch an der Lamellendichte liegen könnte. Dabei muss man auch im Hinterkopf behalten, dass der Unterschied bei nicht mal 1.5 Grad liegt. Die Werte vom D15 und Assassin IV fehlen noch.
Temperaturen bei 1000 U/min
Bei einheitlichen Drehzahlen landet der PS120 SE genau im Mittelfeld, nur minimal hinter dem größeren Frost Spirit 140 V3, der immerhin auch einen größeren Lüfter nutzt.
Fazit
Nach dem Frost Spirit ist der Thermalright Phantom Spirit 120 SE ein weiterer Preis- und Leistungshit! Die Kühlleistung ist sowohl an sich sehr gut und in Anbetracht von Größe und Preis mehr als eine Ansage. Der Kühler kostet nicht nur die Hälfte bis ein Drittel der übrigen getesteten Konkurrenten, sondern ist leichter und kompakter – natürlich aber kein kleiner Kühler. Die mitgelieferten Lüfter haben einen so großen Drehzahlbereich, dass man auch leise unterwegs sein kann – ein starker Auftritt.
Optisch sieht der Phantom Spirit 120 SE mit seinen schwarzen Decklamellen ebenfalls nicht verkehrt aus, auch wenn er nicht den Luxus von Abdeckungen, ARGB oder sonstigem mitbringt. Etwas schade ist, dass der vergleichsweise kompakte Dual-Tower dem RAM nicht mehr aus dem Weg geht, wie es z.B. der Fuma 3 macht. Zu seiner Verteidigung kann man sagen, dass das viele der großen Konkurrenten auch nicht schaffen. Weiterhin stören wir uns etwas an der Plastik-Backplate.
Trotzdem ist das Urteil einfach: Starker Kühler, starker Preis!