
NZXT hat vielen Gehäusen und Produkten ein Update spendiert. So auch dem Zweikammer-Gehäuse H9. Das H9 Flow RGB+ vereint eine gläserne Front mit einer Belüftung über eine zusätzliche schräge Fläche und bietet viel Platz für Hardware.
Das H9 Flow wird in drei unterschiedlichen Ausstattungsvarianten angeboten. Neben dem hier getesteten H9 Flow RGB+ mit Controller und zwei Single-Frame-Lüftern gibt es noch das H9 Flow RGB ohne Controller und nur einem Single-Frame-Lüfter und das H9 Flow mit unbeleuchteten Standardlüftern, das dafür deutlich günstiger ist.
Technische Daten
Maße (LxBxH) | 481 x 315 x 506 mm |
Gewicht | 13,4 kg |
Material | Stahl, Glas, Kunststoff |
Mainboard-Format | E-ATX (277mm), ATX, M-ATX, Mini-ITX |
Anschlüsse Front | 1x USB 3.2 Gen2x2 Typ C 2x USB 3.2 Typ A 1x Audio |
CPU-Kühler-Höhe | max. 165 mm |
Grafikkarten-Länge | max. 459 (Frontlüfter <56 mm Tiefe) max. 410 mm (Frontlüfter/Radiator >56 mm Tiefe) |
max. Laufwerke | 4x 2.5″ 2x 2,5/3.5″ |
Vorinstallierte Lüfter (mm) / (U/min) | Front: F420 RGB Core (2000 U/min) Boden: F420 RGB Core (2000 U/min) Rückseite: 1x 120 mm |
Maximale Lüfterinstallation (mm) | Deckel: 3x 12/140 mm Front: 3x 120/140 mm Boden: 3x 120/140 mm Rückseite: 1x 120 mm |
Optionale Radiatoren (mm) | Deckel: 420 mm Front: 420 mm Boden: 360 mm Rückseite: 120 mm |
RGB-Beleuchtung | Lüfter |
Lüftersteuerung | NZXT Controller |
Preis: | Amazon.de: € 299,90* |
Angebote
NZXT H9 Flow RGB+ im Detail
Mit 315 x 506 x 481 (B x H x T) mm ist das NZXT H9 Flow (RGB+) wahrlich kein kleines Gehäuse und bringt entsprechend auch ein Gewicht von über 13 kg mit. Beim dem Lieferumfang zeigt es sich aber sparsamer: Schrauben in Tüten, Kabelbinder und eine Anleitung laden nicht zum großen Entdecken ein.

Das H9 Flow RGB+ ist einerseits ein typisches Zweikammer-Showcase ala Lian Li aber NZXT löst die Kastenform etwas durch eine abgeschrägt Fläche an der Front auf, die wir so schon bei dem H6 Flow sehen durften. Diese ist quasi ein Hybrid aus Front- und Seitenfläche und dient natürlich der Belüftung.

Das dortige Frontgitter aus Stahl kann man abnehmen, dazu muss allerdings eine Schraube gelöst werden. Auch der komplette Lüfterrahmen kann ausgebaut werden, ebenso die Frontscheibe. Auf einen Staubfilter im Frontgitter verzichtet der Hersteller, was auch für die Belüftungsgitter an der Seite und im Deckel gilt.
Wie schon bei einigen der letzten Produkte verbaut NZXT auch hier die Single-Frame-Lüfter. In diesem Fall in Form des F420 RGB Core, der drei 140-mm-Lüfter in einem Rahmen vereint. Der Regelbereich der Lüfter mit prop. Anschluss liegt zwischen 500 und 2000 U/min. Ein 420-mm-Radiator passt an dieser Stelle ebenfalls.

Die eigentliche Front sowie das Seitenteil bestehen aus Glas und treffen ohne optisch störende Strebe aufeinander, lassen an dieser Stelle aber einen kleinen Spalt. Das I/O-Panel befindet sich unten am Gehäuse, fest und sauber integriert in den Stahl. Eine alternative Position gibt es nicht und so sollte das große Gehäuse aus praktischer Sicht auf dem Schreibtisch stehen. Bei einem Showcase ist das naheliegend, aber der Tisch muss dafür schon ordentlich dimensioniert sein.

Der Deckel lässt sich nach dem Lösen von zwei Schrauben abnehmen und darunter finden wir Platz für drei 120/140-mm-Lüfter, auch entsprechende Radiatoren können verbaut werden. Der Abstand zum Mainboard beträgt ca. 9 cm, zum Hecklüfter auf der höheren Werksposition sind es ca. 7 cm.

Den einzigen Staubfilter im Gehäuse findet man am Boden, der ebenfalls drei 120- oder 140-mm-Lüfter aufnehmen kann. Für Radiatoren reicht es „nur“ für 360-mm an dieser Stelle. Ab Werk ist auch hier ein F420 RGB Core, also drei 140er-Lüfter in einem, verbaut.
Entsprechend der Maße ist das NZXT H9 Flow sehr geräumig und bietet massig Platz für Mainboard, Grafikkarte und Co. Die großen Aussparungen im Tray zeigen, dass Mainboards mit rückseitigen Anschlüssen unterstützt werden.

Der Bodenlüfter ist vertieft eingesetzt, was den Abstand zum Mainboard vergrößert und bei der Standarddicke von 25mm ungefähr bündig mit dem Boden ist. Sicher hätten Reverse-Lüfter die Optik hier noch perfektioniert.

Der Hecklüfter im 120er-Format hat lediglich einen 3-Pin Anschluss und eine recht hohe Minimaldrehzahl von 800 U/min. Er kann in der Höhe variiert werden, stellt aber bereits das größtmögliche Format an dieser Stelle dar.

Die Slotblenden haben leider nicht mal Thumbscrews, geschweige denn einen werkzeuglosen Mechanismus. Tatsächlich ist der Einsatz von Kreuzschlitzschrauben an dieser Stelle etwas einfach gehalten, aber funktional einwandfrei. Eine vertikale Positionierung der Grafikkarte ist nur mit einem separat erhältlichen Set möglich.

Die Kabeldurchführung für ATX-Mainboards ist mit einem Kunststoffeinsatz verschlossen, der einfach herausgedrückt werden kann.

Auf der Rückseite ist entsprechend der Zweikammerbauweise recht viel los. Hier überspannt ein großes, schwenkbares Bracket für vier 2,5-Zoll-Laufwerke das Gehäuse, das mit zwei Schrauben gesichert ist. Dahinter findet man zahlreiche Positionen um Kabel zu befestigen, die aufgrund des Aufbaus viel Platz haben.

Das Netzteil wird nicht am Boden, sondern auf halber Höhe befestigt und dort mit der Rückwand verschraubt. Darunter befindet sich ein Laufwerkskäfig, der auch 3.5“ Laufwerke (2) aufnehmen kann, aber auch für 2.5“ genutzt werden kann. Auch dieser wird mit der Rückwand verschraubt und kann so auch entfernt werden. Entkopplungen gibt es an keiner Stelle.

Zentrales Element ist jedoch mit Sicherheit der NZXT-Controller, der die Lüfter und deren Beleuchtung steuert. Er wird per internem USB-Anschluss mit dem System verbunden und benötigt einen 8 poligen PCIe-Stecker zur Stromversorgung. Zur Steuerung benötigt man die bekannte NZXT-CAM-Software.

Für das Testsystem bietet das H9 Flow RGB natürlich mehr als genug Platz. Mit 16,5 cm für CPU-Kühler passen viele Modelle, nur bei den größten muss man etwas aufpassen. Die Grafikkarte hat mit Platz für maximal 459mm große Modelle noch massig Reserven. Kommt in der schrägen Front eine Lüfter/Radiatorkombination mit mehr als 56 mm zum Einsatz, verkürzt sich der Platz der GPU auf 410mm. Kabel verschwinden in dem großen Gehäuse fast wie von selbst.


NZXT CAM
Via CAM steuert man die Lüfter. Es gibt drei vordefinierte Kurven, die sich abhängig der CPU- oder GPU-Temperatur definieren lassen. Natürlich kann auch eine eigene Kurve festgelegt werden. Diese kann auch direkt auf andere Lüfteranschlüsse des Controllers kopiert werden, was Zeit spart.
Auch die Beleuchtung der verbauten Lüfter wird via CAM gesteuert. Sicher ist CAM allein für Lüfter und RGB-Steuerung sehr umfangreich und bekommt vor allem mit weiterer NZXT-Hardware mehr „Sinn“.


Kühlleistung und Lautstärke des NZXT H9 Flow RGB+
Testsystem und Ablauf
- AMD Ryzen 5800X @ 100W
- be quiet! Dark Rock Slim
- MSI B550 Gaming-Plus
- Zotac GeForce RTX 3080 12 GB Trinity OC
- 16 GB DDR4-RAM Corsair Vengeance RGB
- be quiet! Straight Power 12 750W
Als Software dienen prime95 (12k ohne AVX) für die CPU und MSI Kombustor für die GPU. Jeder Testlauf ging 10-Minuten nach einer Aufwärmzeit von 30 Minuten. Die Werte sind der jeweilige Durchschnittswert dieser 10 Minuten, normiert auf 20 Grad Raumtemperatur. Für die Messung bei gleichen Schalldruck werden die Gehäuselüfter auf 36 dB(A) reguliert (30 cm Abstand schräg von vorn). CPU-Lüfter und Grafikkartenlüfter werden auf 36 und 40 dB(A) fixiert. Die Gehäuse wurden jeweils zweimal gemessen und der Durchschnittswert beider Durchgänge genommen.
Hinweis: Solche Temperaturbeobachtungen unterliegen natürlich Variablen und Toleranzen und lassen sich auch nicht 1:1 auf andere Systeme übertragen! Neben der erreichten Abwärme spielen auch die verwendeten Kühllösungen eine Rolle.
Maximale Drehzahl
Zunächst muss man bei maximaler Drehzahl von ~2000 rpm die extreme Lautstärke erwähnen. Im Grunde ist das Gehäuse so kaum nutzbar und wirklich störend. Das gilt auch für einige andere Gehäuse, aber das H9 Flow RGB+ ist hier schon extrem.
Die Lüfter lassen sich zumindest zum Teil umfangreich steuern. Die Single-Frame Lüfter können bis auf 500 U/min gedrosselt werden, was vom Luftgeräusch recht unauffällig ist, leider gab es dann ein Pulsieren. Darüber hinaus werden sie schnell präsenter.
Der Hecklüfter bleibt hingegen bei minimal 800 U/min durch ein Rauschen wahrnehmbar. Somit ist das H9 Flow RGB+ mit laufenden Lüftern nicht absolut leise zu bekommen. Ein Ausweg ist der komplette Stopp der Lüfter über CAM. Bei einem Preis von 250-300€ wären laufruhigere Lüfter erwartbar gewesen.

Mit ohrenbetäubendem Krach erleben wir zum Teil eiskalte Temperaturen. Die Grafikkarte wird, das war durch die Lüfterpower von unten zu erwarten, extrem gut gekühlt. Auch die CPU darf man sicher als sehr kühl bezeichnen.
Temperatur bei angepasster Lautstärke
Für den Betrieb auf möglichst gleicher Lautstärke müssen die lauten Lüfter sehr stark gedrosselt werden, was sich in unserem System stark auf die CPU auswirkt.

Wieder gibt es eine extrem gute GPU-Temperatur. Bei der CPU sieht das etwas anders aus. Diese ist auf einem normal guten, aber nicht sehr guten, Niveau.
Fazit
Bei dem NZXT H9 Flow RGB+ sind wir fast geneigt das Gehäuse und die Lüfterausstattung getrennt zu betrachten. Auch wenn wir eigentlich das ganze Produkt bewerten, bietet sich das hier dennoch an, da das Gehäuse eben auch ohne die hier verbauten Lüfter erhältlich ist, die den Preis erhöhen und eben auch ein wesentlichen Kritikpunkt ausmachen. Sie sorgen zwar einerseits für sehr gute Temperaturen, insbesondere bei der Grafikkarte, sind aber generell und auch von der brachialen Maximaldrehzahl abgesehen relativ auffällig. Bessere Lüfter könnten das Nutzungserlebnis hier besser ausfallen lassen und auch bei minimaler Drehzahl leiser arbeiten. Ein Tausch der Lüfter ist aber durch den prop. Anschluss samt Controller und den hohen Kosten in dieser Produktvariante nicht sinnvoll. Daher kann es bei entsprechenden Ansprüchen mehr Sinn ergeben die deutlich günstigere Standardversion mit eigenen Lüftern auszustatten und damit auch auf CAM zu verzichten.
Das eigentliche H9 Flow Gehäuse hat uns hingegen über weite Teile sehr gut gefallen. Es bietet massig Platz für Hardware, Lüfter und Radiatoren und vereint eine gläserne Showcase-Optik durch die zusätzliche schräge Fläche mit einer umfassenden Belüftung und kann so für gute Temperaturen sorgen.
Auch die Verarbeitung sowie Materialwahl finden gefallen, was über weite Teile auch für die Ausstattung gilt. Es gibt viel Platz für Kabel hinter einer einfach zu öffnenden Montagewand für Laufwerke, Unterstützung für Mainboards mit rückseitigen Anschlüssen und viele Elemente des Gehäuses lassen sich entfernen, auch wenn dafür etwas Schraubarbeit notwendig ist. Dass einfache Kreuzschlitzschrauben bei den Slotblenden genutzt werden, ist zwar nicht State-of-the-art, aber verschmerzbar. Bei den bis auf den Boden nicht vorhandenen Staubfiltern kann man da sicher anderer Meinung sein. Das gleiche gilt für das am Boden liegende I/O-Panel. Für eine bequeme Erreichbarkeit sollte das große Gehäuse also auf dem Tisch stehen. Bei einem Showcase nicht unüblich, aber eine modulare Lösung würde hier mehr Flexibilität bieten. Auch eine GPU-Stütze wäre ein willkommenes Ausstattungsmerkmal gewesen.
Wir haben das Produkt vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.