
Displays findet man inzwischen fast überall. Auf Kühlern, AiOs und sogar auf den kleinen Flächen von Lüftern gibt es kleine LCDs. Bei Gehäusen lassen sich entsprechend größere Bildschirme integrieren. So hat Lian Li es bei dem Lancool 207 Digital gemacht und spendiert dem Airflow-Gehäuse einen 6 Zoll Bildschirm.
Technische Daten des Lancool 207 Digital
Maße (LxBxH) | 455,6 x 219 x 456 mm |
Material | Stahl, Glas, Kunststoff |
Mainboard-Format | ATX, M-ATX, Mini-ITX |
Anschlüsse Front | 1x USB 3.1 Typ C 2 x USB 3 Typ A 1x Audio |
CPU-Kühler-Höhe | max. 180 mm |
Grafikkarten-Länge | max. 375 mm |
max. Laufwerke | 2x 2.5″/3.5″ |
Vorinstallierte Lüfter (mm) / (U/min) | Front: 2x 140 mm (1900 U/min) Boden: 2x 120 mm (1950 U/min) |
Maximale Lüfterinstallation (mm) | Deckel: 2x 140 / 3x 120 mm Front: 2x 140 mm Boden: 2x 120 mm Rückseite: 1x 120 mm |
Optionale Radiatoren (mm) | Deckel: 280 / 360 |
RGB-Beleuchtung | – |
Lüftersteuerung | – |
Sonstiges | – Netzteil wird vone verbaut – Display (720 x 1600 Pixel, 500 Nits, 60 Hz) |
Preis | caseking.de: € 109,90* |
Angebote
Lian Li Lancool 207 Digital im Detail

Das Lian Li Lancool 207 Digital ist im Grund nicht neu, sondern es handelt sich im Kern um das schon länger erhältliche Lancool 207, das ca. 456 x 219 x 456 mm misst. Bei dem Lancool 207 Digital hat Lian Li die freie Fläche unter dem Frontgitter für ein Display genutzt.
Angeschlossen wird es im System mit einem internen USB-Header, alternativ kann es mit dem beiliegenden USB-A-Adapter extern angeschlossen werden. Weiterhin erhält man ein Handbuch und ein Kästchen mit Schrauben.

Das LCD misst 6 Zoll und hat eine Auflösung von 1600 Pixeln in der Breite und 720 Pixeln in der Höhe. Die Helligkeit liegt bei 500 Nits. Mittels der L-Connect 3-Software lassen sich Systemdaten und mehr auf dem Display anzeigen. Gemäß der großen Fläche im Vergleich zu einer AiO lassen sich viele Daten darstellen. Neben der CPU/GPU-Temperatur beispielsweise auch Auslastung, Infos zum RAM, Netzwerk-Traffic, eine Uhr etc.

Die Darstellung ist ansprechend scharf und hell. Der Schwarzwert ist nicht maximal tief und im Dunklen fällt dies auf. Eine übermäßige Systemlast durch den Bildschirm konnten wir nicht feststellen. Je nach Template steigt der Idle-Verbauch der CPU am Testsystem um ca. 5 Watt, von 22 auf 27 Watt. Der Bildschirm lässt sich sogar als Zweitdisplay einstellen, wobei dieser Nutzen bei der kleinen Fläche beschränkt ist. Ohnehin legt das Display den Betrieb des PCs auf dem Schreibtisch nah, soweit man nicht nur rein dekorative Effekte nutzt.

Über dem Display findet man die magnetisch haftende und entsprechend komfortabel zu entfernende Meshfront, die ohne weiteren Staubfilter die dortigen Lüfter abdeckt. Filter sind optional erhältlich. Die beiden 140-mm-Lüfter kommen in der Digital-Version ohne ARGB-Beleuchtung. Mit 30 mm sind sie tiefer als herkömmliche Lüfter und machen bei ~1900 U/min keine Kompromisse. Sowohl Luftstrom als auch Lautstärke sind gewaltig.

Die Lüfter sind perfekt in das Gehäuse integriert, die Unterstützung für 120mm-Lüfter oder entsprechende Radiatoren entfällt allerdings an dieser Stelle. Die Lüfter sind miteinander verbunden, werden letztlich über einen gemeinsamen PWM-Stecker angeschlossen.

Das Anschlusspanel befindet sich oben auf dem Gehäuse. Aufgrund des Displays und dem Betrieb auf dem Tisch wäre sicherlich auch eine frontale Positionierung sinnvoll gewesen. Geboten werden zwei USB-A- und ein USB-C-Port. Dazu ein Audio-Anschluss und ein Powerbutton.
Der perforierte Deckel lässt sich ohne Werkzeug oder Schrauben abnehmen und bietet für die umfangreiche Lochung eine hohe Stabilität. Auch das Glasseitenteil überzeugt bei der Materialdicke und lässt sich ebenfalls einfach abnehmen.
Neben den Seitenteilen lässt sich auch das Seitengitter abnehmen, welches allerdings verschraubt ist. Hier fällt als einziger Mangel an unserem Modell ein unsauberes Spaltmaß auf, da das Seitengitter nicht absolut gerade ist, sondern an einer Ecke leicht verbogen scheint.

Am Boden gibt es einen ausziehbaren Staubfilter, der der einzige Filter in dem Gehäuse ist.

Die Hauptkammer ist gängiger Standard, aber der Blick darunter zeigt die Besonderheit des Layouts. Das Netzteil wird vorne und gedreht eingesetzt. Damit bleibt unter dem Mainboard bzw. der Grafikkarte Platz für Lüfter. Die Belüftung wird über die Seiten und die Rückseite gewährleistet, während der Boden für zwei Festplatten (HDD/SSD) genutzt werden kann.

Auch hier sind bereits Lüfter vormontiert, welche erneut perfekt in das Gehäuse integriert sind. Daher sind auch hier keine breiteren Modelle möglich. Die Lüfter können mit bis zu 1950 U/min Luft in das System fördern. Keine Frage, dass auch das brachial laut sein kann. Man kann sicher anmerken, dass Lian Li hier Reverse Lüfter hätte verbauen können.

Im Deckel und Heck sind ab Werk keine Lüfter verbaut. Im Heck liegt das maximale Format bei 120mm, im Deckel hat man die Wahl zwischen drei 120mm- oder zwei 140-mm-Lüftern. Bei Radiatoren muss man etwas aufpassen: Bei dem 280er-Format darf die maximale Tiefe laut Hersteller bei 60 mm liegen. Der Abstand von Deckel zu Mainboard liegt bei ~50mm, sodass es hier knapp werden kann. Ein 360mm-Radiator inkl. Lüfter kann bei mehr als 70mm mit einem eventuellen Hecklüfter kollidieren.

Eine versetzbare GPU-Stütze ist ebenfalls integriert. Diese kann an drei Positionen verbaut werden und unterstützt damit Grafikkarten zwischen 285 und 375 mm. Wie so oft haben wir mit unserem Modell hier aber keine Chance, da dessen Lüfter über den Rahmen hervorstehen.

Das Netzteil wird mittels Verlängerungskabel per Strom versorgt, das dann nach hinten zum Gehäuse geführt wird. Die Position des Netzteils hat bei der Gehäusebreite aber nicht nur Vorteile. Empfohlen wird ein Netzteil von unter 16cm. Abhängig ist das auch von der Dicke/Flexibilität der Kabel.

Bei unserem 160mm be quiet! Straight Power 750W musste man das Seitenteil mit Nachdruck schließen und dann hoffen, dass der Klickmechanismus ohne Schrauben auch hält. Ebenso muss man ein ausreichend langes CPU-Kabel oder eine Verlängerung parat haben. Sämtliche Kabel müssen im breiten Hauptkanal verlegt werden, da hinter dem Tray kaum Platz ist. Ein Problem ist das nicht, erfordert aber etwas mehr Sorgfalt, wenn es ordentlich werden soll.

L-Connect 3 zur Displaysteuerung
Im Bereich „207 Digital“ lässt sich das verbaute Display konfigurieren. Dabei stehen eine ganze Reihe an Templates zur Auswahl, die sich anhand der Optik und der angezeigten Daten unterscheiden. Neben schlichten Hintergründen gibt es auch Animationen. Weiterhin verweist Lian Li auf Vorlagen von Drittanbietern.

Es ist auch möglich eigene Templates zu erstellen und auf diesen die gewünschten Sensoren und Infos zu positionieren. Hier ist die Software etwas umständlich und die umfangreichen Möglichkeiten weniger intuitiv dargestellt.


In einem weiteren Menü kann festgelegt werden, dass das Display bei ausgeschaltetem PC die Uhrzeit anzeigt. Auch kann das Display hier als zweiter Bildschirm eingestellt werden.
Temperatur und Lautstärke
Testsystem und Ablauf
- AMD Ryzen 5800X @ 100W
- be quiet! Dark Rock Slim
- MSI B550 Gaming-Plus
- Zotac GeForce RTX 3080 12 GB Trinity OC
- 16 GB DDR4-RAM Corsair Vengeance RGB
- be quiet! Straight Power 12 750W
Als Software dienen prime95 (12k ohne AVX) für die CPU und MSI Kombustor für die GPU. Jeder Testlauf ging 10-Minuten nach einer Aufwärmzeit von 30 Minuten. Die Werte sind der jeweilige Durchschnittswert dieser 10 Minuten, normiert auf 20 Grad Raumtemperatur. Für die Messung bei gleichen Schalldruck werden die Gehäuselüfter auf 36 dB(A) reguliert (30 cm Abstand schräg von vorn). CPU-Lüfter und Grafikkartenlüfter werden auf 36 und 40 dB(A) fixiert. Die Gehäuse wurden jeweils zweimal gemessen und der Durchschnittswert beider Durchgänge genommen.
Hinweis: Solche Temperaturbeobachtungen unterliegen natürlich Variablen und Toleranzen und lassen sich auch nicht 1:1 auf andere Systeme übertragen! Neben der erreichten Abwärme spielen auch die verwendeten Kühllösungen eine Rolle.
Sollte man auf die Idee kommen das Lancool 207 Digital auf voller Drehzahl zu betreiben darf man sich zwar über Temperaturrekorde freuen, besonders die Grafikkarte ist extrem kühl, aber die Lautstärke ist – genau wie bei anderen extremen Airflow-Gehäusen – brachial. Dabei ist die Akustik der beiden Lüfterpaare unterschiedlich, so dass man sie getrennt heraushört. Bei den Frontlüftern hat man bei sehr hohen Drehzahlen den Eindruck eine Drohne schwirrt durch den Raum.
Wie gesagt sind die Temperaturen sensationell, was für jeden Bereich im System gilt. Bei der CPU war das Lancool 216 noch etwas stärker, bei der Grafikkarte haben wir knapp neue Bestwerte in der Spitze, wobei man immer Toleranzen berücksichtigen muss.
Bei angepasster Lautstärke bleibt das Lancool 207 Digital wie zu erwarten auf einem Top-Niveau und kann in unserem Testsystem bei den gegebenen Drehzahlen knapp die Führung bei der GPU-Temperatur halten. Hier fällt im Vergleich zum Torrent jedoch auf, dass der Vorsprung bei der GPU sich quasi halbiert hat. Vermutlich könnte dieses bei einem leiseren Pegel den ersten Platz wieder zurückholen. So oder so sind die Unterschied aber marginal und das Lancool 207 eines der stärksten Airflow-Gehäuse, dass wir bisher getestet haben.
Es gibt dabei aber auch einen Wermutstropfen: Der Drehzahlbereich der Lüfter geht jeweils auf 450 U/min und sie rotieren an unserem Testsystem auch bei 0% PWM mit dieser Mindestdrehzahl. Dabei bleiben sie hörbar, was einerseits an dem noch leicht hörbaren Luftstrom liegt, aber auch an einem Sirren. Im weiteren Verlauf ist die Akustik der Lüfter auch nicht immer geschmeidig. Für absolute Silent-Freunde sind die Werkslüfter damit nicht ideal.
Fazit
Das Lancool 207 Digital bietet einen enormen Airflow und damit eine sehr hohe Kühlleistung. Das originelle Layout ermöglicht eine effektive Kühlung über die Unterseite und vorne bringen die zwei 140-mm-Lüfter frische Luft durch die offene Front. Minimaldrehzahl und Laufgeräusch machen die werksseitig verbauten Lüfter aber nicht optimal für Silent-Liebhaber, lassen sich aber natürlich tauschen. Das Layout geht jedoch nicht ohne Kompromisse bei der Netzteilkompatibilität einher und auch Radiatoren können lediglich im Deckel verbaut werden.
Ob man das Display des Lancool 207 Digital braucht ist sicher eine individuelle Entscheidung. Wer es haben möchte, kann sich zahlreiche Daten und Designs anzeigen lassen und eigene gestalten. Mit einer UVP von ~119 € ist das Lancool 207 Digital preislich eigentlich sehr moderat und der Aufpreis von 30 Euro für das Display hält sich in Grenzen. Prozentual ist der Unterschied zum Lancool 207, das bereits für knapp 90€ zu haben ist, aber dann doch relativ hoch, und man verzichtet auf die RGB-Lüfter. Bei der Digital-Version hätten wir uns auch gleich einen integrierten Controller für Lüfter gewünscht, damit man die L-Connect 3- Software nicht nur für das Display installieren muss.
Auch beim Nutzungskomfort überzeugt das Lancool 207 Digital und rundet diesen mit Ausstattungsmerkmalen wie der GPU-Stütze ab. Ein Staubfilter für die Vorderseite müsste allerdings gesondert erworben werden. Trotz der genannten Kritikpunkte vergeben wir unseren Gold-Award für die gebotene Leistung.
Wir haben das Produkt vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.