Der lang ersehnte Noctua NH-D15 G2 bringt mehr Heatpipes, mehr Fläche und die neuen NF-A14x25r G2 Lüfter mit. In diesem Test schauen wir, wie sich der NH-D15 G2 in der Praxis und im Vergleich zum Vorgänger schlägt.
Inhaltsverzeichnis
Technische Daten des Noctua NH-D15 G2
Maße (L x B x H) | 152 x 150 x 168 mm |
Typ | Tower (Dual) |
Gewicht | 1525 g mit Lüfter |
Heatpipes | 8 x 6 mm |
Kompatibilität Intel | LGA1851, LGA1700, LGA1200, LGA1156, LGA1155, LGA1151, LGA1150 |
Kompatibilität AMD | AM4/ AM5 |
Lüfter | 2x NF-A14x25r G2, 140x150x25 1500 rpm, PWM |
Drehzahl am Testsystem | ca. 0,300~1480 U/min (0,20-100%) |
Preis | Amazon.de: € 149,90* |
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Noctua NH-D15 G2 im Detail
Verpackung und Lieferumfang
Das Verpackungsdesign ist neu. Es führt natürlich sämtliche Eigenschaften und Optimierungen des Kühlers auf.
Noctua bietet auch bei dem NH-D15 G2 den vom Hersteller bekannten, üppigen Lieferumfang. Dieser besteht hier aus Adapterkabeln (LNA- sowie Y-Kabel), Wärmeleitpaste (NT-H2), Reinigungstuch und einem nun vollwertigen TORX-Schraubendreher. Dazu ein Aufkleber und eine Anleitung.
Beim Montagematerial sind außerdem Unterlegscheiben für den berühmten „Washer-Mod“ auf LGA1700 enthalten.
Für AMD AM5 gibt es ein Montagesystem mit Offset-Funktion, das auch für andere Kühler des Herstellers angeboten wird, sowie eine NA-TPG1 Schutzfolie.
Noctua NH-D15 G2 Kühlkörper und Lüfter
Der NH-D15 G2 ähnelt beim eher einfachen Design dem alten NH-D15, hat jedoch einige Änderungen erfahren. Zunächst haben wir nun ein asymmetrisches Design vor uns, das den Kühler von den PCI-Slots in Richtung Gehäusedeckel verlagert. Dies gab es zuvor beim NH-D15S und sorgt für mehr Platz zur Grafikkarte. Mit 152 x 150 x 168 mm (L x B x H) und gut 1.5 kg ist der NH-D15 G2 ein wahrer Koloss.
Weiterhin springt natürlich die erhöhte Anzahl an Heatpipes ins Auge. Waren es beim NH-D15 noch sechs und bei Modellen wie den Dark Rocks sieben, setzt Noctua auf stolze acht 6-mm-Heatpipes. Ein weiterer Unterschied liegt in der Anzahl und Abstand der Finnen, der auf 1.6mm reduziert und die Oberfläche um 20% gesteigert wurde.
In Bezug auf die Bodenplatte werden unterschiedliche Modelle angeboten. Das vorliegende Standardmodell hat eine leicht konvexe Bodenplatte, wie man sie bisher kennt und soll im Allgemeinen auch die richtige Wahl sein. Entsprechend der Anzahl der Heatpipes fällt die Bodenplatte sehr groß aus und deckt LGA1700-CPUs sowie AM5-Prozessoren auch mit Offset-Versatz vollständig ab.
Je nach CPU und dessen Krümmung kann man jedoch auf die HBC-Variante mit mehr Konvexität, oder die LBC-Variante mit weniger konvexen Bodenplatte zurückgreifen. Erstere soll auf Intel-CPUs besser performen können, letztere bei AMD-CPUs. Da die Unterschiede durch die Bodenplatte gering ausfallen können, sich nach CPU unterscheiden und bei einem Systemwechsel von Nachteil sein können, dürfte das Standardmodell im Allgemeinen wohl die sinnvollere Wahl sein. Einen 150€-Kühler möchte man ja nicht unbedingt zweimal kaufen. Mehr Infos dazu gibt es auf der Noctua-Homepage.
Der NH-D15 G2 kommt mit zwei der neuen NF-A14x25r G2 Lüfter, die durch ihr recht spezielles Flügeldesign auffallen. Der Laufradspalt der aus Sterrox LCP gefertigten Lüfter ist besonders gering. Sie erreichen ca. 1500 U/min, lassen sich per PWM aber auch auf extrem leise ~300 RPM regulieren. Bei 0% stoppen die Lüfter für einen semi-passiven Betrieb.
Zwei besondere Eigenschaften sind bei den Drehzahlen bzw. der Ansteuerung zu finden. Die sog. SupraTorque-Funktion sorgt für ein konstante Drehzahl bzw. verhindert, dass bei steigendem Widerstand die Drehzahl abfällt.
Außerdem sind die Lüfter bei der Drehzahl leicht verschieden (50 rpm) und entsprechend gekennzeichnet. Der äußere mit PPB gekennzeichnete Lüfter ist schneller als der PPA Lüfter in der Mitte. Dieses Lüfter-Offset soll Schwebungen, also das typische pulsierende Brummen verhindern, das bei gleichen Drehzahlen auftreten kann.
Klappernde Lamellen: Drei angebotene Optionen für das „Rattlegate“
An dieser Stelle zu einem unschönen Thema, das kurz nach dem erscheinen des G2 die Runde gemacht hat und natürlich angesprochen werden will: Ein Klapper- oder Rasselgeräusch bei hoher Drehzahl, auch als „Rattlegate“ bezeichnet. Dieses soll laut Noctua durch Transportschäden entstehen, wenn sich die Verhakung der Lamellen löst.
Tatsächlich ist uns dieses Geräusch auch aufgefallen. Bei unserem Modell kam ein Rasseln vom hinteren Kühlkörper bei maximaler Drehzahl. Bei einem Produkt dieser Preisklasse ist das natürlich nicht hinnehmbar und Noctua bietet mehrere Lösungen an:
So soll die Verbindung der Lamellen in zukünftigen Chargen verbessert werden. Betroffene Nutzer können den Kühler austauschen lassen, wenn die neue Version verfügbar ist. Alternativ kann man sich von Noctua selbstklebende Blenden zukommen lassen, die das Rasseln unterbinden sollen. Eine weitere Möglichkeit ist es den Kühler gegen Rückerstattung des Kaufpreises zurückzuschicken.
Bei den Blenden liegt weitere NT-H2 Wärmeleitpaste und ein Reinigungstuch bei, da der Kühler neu montiert wird.
In unserem Fall haben die Blenden das Geräusch in einer Stichprobe weitestgehend eliminiert, wir können hier aber keine ausführlichen Erfahrungen teilen. Es ließ sich aber weiter provozieren, wenn man bei voller Drehzahl am Kühler herumdrückt. Allerdings haben wir unsere Blenden an einer Seite leider nicht perfekt ausgerichtet und eine nachträgliche Korrektur ist wegen des starken Klebers kaum möglich. Im Zweifel kann man zukünftig auf ein entsprechendes Austauschmodell zurückgreifen. Da es sich bei dem Problem um einen Schaden handeln und es behoben werden soll, fließt es vorerst nicht in unsere Bewertung mit ein, wird aber weiter beobachtet.
Weite Infos dazu gibt es in einem Statement von Noctua.
Montage des NH-D15 G2
Die Montage des NH-D15 G2 verläuft unverändert zu den anderen Modellen des Herstellers mit SecureFirm2-System. Bei SecureFirm2+ wurde von Kreuzschlitz auf TORX gewechselt, der benötigte Schraubendreher ist Teil des Lieferumfangs.
Für Intel-Systeme muss man auf die Backplate zurückgreifen, die entsprechend bestückt werden muss. Auf diese werden dann Abstandshalter und letztlich die Halterungen geschraubt.
Bei AMD AM5 hat man dank zusätzlicher Bohrungen die Wahl zwischen einer Standardmontage und der um 7 mm versetzten Montage (Offset), was auch beim NH-D15 möglich ist. Es kommen jedoch andere Montagebrücken (NM-AMB14) zum Einsatz.
Die Lüfterklammen werden nicht durch die Löcher gesteckt sondern mehr oder weniger festgeklemmt. Tatsächlich gefiel und das alte System etwas besser.
Der RAM wird überbaut. Je nach dessen Höhe muss der vordere Lüfter höher eingehängt werden, was die Bauhöhe erhöht.
Kühlleistung und Lautstärke
Testsystem:
- AMD Ryzen 9 7900X @ 120W und 175W
- ASUS ROG Strix X670E-F Gaming Wifi
- 2x 16GB DDR5-Ram G.Skill FlareX 5 6000 MT/s
- Seasonic Focus PX-650
- be quiet! Dark Base 901 (Meshfront, Gehäuselüfter ca. 1000 U/min)
Die Kühler werden bei einer möglichst konstanten CPU-Leistungsaufnahme von ca. 120W und ca. 175W getestet. Dazu kommt prime95 mit fester FFT-Größe (12) zum Einsatz. Gemessen wurde nach einer Aufwärmphase von 30 Minuten die Differenz der Durchschnittstemperatur aller Kerne zur Raumtemperatur über einen Zeitraum von 10 Minuten, ergänzend dazu der durchschnittliche CPU Tdie-Wert . Die Ergebnisse wurden dann auf 20 Grad Raumtemperatur normiert. Das Ganze bei maximaler Drehzahl, bei 40 dB(A) und, falls möglich, bei 1000 U/min. Der Schalldruck wurde aus 30cm Entfernung seitlich vom Gehäuse gemessen.
Hinweise zur Lautstärke des NH-D15 G2
Bevor wir nun zu unseren Messungen kommen ein paar Worte vorab zu den Lautstärkewerten:
Der Schalldruckpegel des NH-D15 G2 wurde bei uns unerwartet hoch gemessen, deutlich höher als beim Vorgänger. Wie mittlerweile bekannt (und durchaus beruhigend, wenn man etwas unerwartet feststellt), fällt dieser höher aus, wenn man von der Seite des PCs, also von der Oberseite des Kühlers aus, misst. Weiter von vorn gemessen, gleichen sich die Werte bei gleicher Drehzahl zunehmend an. Messen wir ungefähr im 45 Grad Winkel, so ergeben sich beispielsweise folgende Werte bei max. Drehzahl:
NH-D15 G2 | NH-D15 G1 | |
---|---|---|
Messung seitlich | 50,8 dB(A) | 46,3 dB(A) |
Messung schräg | 48,1 dB(A) | 46,6 dB(A) |
Nun ist es nun mal so, dass wir alle Kühler von der Seite aus messen und dies beibehalten. Das führt folgend aber nicht nur zu einer erhöhten Lautstärke bei maximaler Drehzahl. Besonders bei den Messungen bei gleichem Pegel wird der NH-D15 G2 so also weniger gut abschneiden als bei Messung aus anderer Position, da die Drehzahl stärker reguliert werden muss. Wir haben jedoch auch den Betrieb bei gleicher Drehzahl gemessen.
Sind die teilweise geringen Unterschiede aktueller Kühler aufgrund von Ungenauigkeiten, Toleranzen, Schwankungen und Einfluss des verwendeten Systems ohnehin schon schwer darstellbar, macht es dieser Umstand nicht unbedingt leichter.
Kühlleistung bei 120 Watt
Wir testen den NH-D15 G2 im noch frischen AMD AM5-System und haben deshalb zunächst nur wenig Vergleichskandidaten. Gewählt wurde der direkte Vorgänger NH-D15, der auch mit dem Offset genutzt wird, das ein Leistungsplus gibt. Zudem wurde der Phantom Spirit 120 SE gewählt, der etwas kompakter und einiges günstiger als die Noctuas ist.
Bei 120 Watt liegt der Unterschied zwischen der alten und neuen Generation bei um die 1.5 Grad. Der etwas kleinere Phantom Spirit 120 SE kommt ohne Offset, aber mit sieben Heatpipes ungefähr auf das Level des alten NH-D15 und kann sich im Gegensatz zur 175W-Messung nicht davor schieben.
Bei gleichem Schalldruckpegel kommt es jetzt zu dem zuvor angesprochenen Effekt. Der G2 muss bei unserem Aufbau stärker gedrosselt werden und liegt gleich mit dem G1.
Bei gleicher Drehzahl gibt es einen Unterschied von 1 Grad. Hier könnte möglicherweise der geringe Lamellenabstand die gedrosselten Lüfter stärker fordern. Der PS120 SE besitzt lediglich 120mm-Lüfter und verliert etwas Boden.
Kühlleistung bei 175 Watt
Bei 175 Watt steigt der Unterschied zwischen dem NH-D15 G1 und dem NH-D15 G2 auf 2,1-2,8 Grad. Der Phantom Spirit 120 SE kann sich hier sogar vor den NH-D15 schieben. Unsere CPU läuft bei einigen Kernen jedoch schon nah am Temperaturlimit.
Bei der 40 dB(A)-Messung muss man berücksichtigen, dass unsere CPU die Leistungsaufnahme schon etwas reduzieren musste, was die Temperaturwerte etwas beeinflusst. Folgend also die durchschnittlich erreichte CPU-Gesamt-Leistungsaufnahme und der durchschnittliche Takt:
Modell | Watt | Takt |
---|---|---|
NH-D15 G2 | 177 W | 4985 MHz |
NH-D15 G1 | 176 W | 4962 MHz |
Thermalright Phantom Spirit 120 SE | 175 W | 4956 MHz |
Bei einheitlichen 1000 U/min tritt dieser Effekt noch deutlicher hervor
Die Leistungsaufnahme/Takt verhielten sich wie folgt:
Modell | Watt | Takt |
---|---|---|
NH-D15 G2 | 177 W | 4953 MHz |
NH-D15 G1 | 175 W | 4949 MHz |
Thermalright Phantom Spirit 120 SE | 173 W | 4936 MHz |
Fazit
Die Erwartungen waren riesig und der Aufwand, der bei dem NH-D15 G2 betrieben wurde ist nicht von der Hand zu weisen. Unterschiedliche Varianten der Bodenplatte, Offset der Drehzahlen, aufwändige Lüfter sowie die Anpassungen an Sockel-spezifische Eigenschaften (AMD-Offset und Washer-Mod) zeigen, dass Noctua an vieles Gedacht hat, um möglichst viel aus dem NH-D15 G2 herauszuholen. Zudem wurde die Anzahl der Heatpipes erhöht und die Fläche vergrößert.
Ohne Frage ist der NH-D15 G2 damit in Summe einer der leistungsfähigsten CPU-Kühler, den man derzeit bekommen kann. Dazu gibt es einen üppigen Lieferumfang und sechs Jahre Herstellergarantie.
Auf der anderen Seite wird aber erneut klar, dass große Steigerungen aktuell kaum mehr möglich sind und selbst zum 10 Jahre alten Vorgänger gibts es eher geringe Unterschiede, die erst bei hoher Abwärme etwas deutlicher werden. Auch die Konkurrenz von außerhalb ist rein auf die Kühlleistung bezogen zumindest auf einem ähnlichen Level, bei mitunter deutlich geringeren Preisen.
Auf den Preis muss man auch zu sprechen kommen. Mit 150€ ist NH-D15 G2 nochmal ein Stück teurer als einige ebenfalls teure Konkurrenten. Das es auch ähnlich leistungsfähige Modelle zu einem Bruchteil des Preises gibt ist kein Geheimnis. Man kann sicher mit Garantiezeit, Support und der langen Nutzungszeit eines solchen Kühlers argumentieren. Sollte der NH-D15 G2 ebenso lange aktuell bleiben wie der Vorgänger, spielt der Preis womöglich eine eher kleine Rolle. Man kann es aber auch schlicht zu teuer finden. Zum Glück kann hier ja jeder selbst entscheiden, wofür er sein Geld ausgeben mag.
Wir haben das Produkt vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Test oder die Wertung fand nicht statt.